Ich bin immer noch im Zwiespalt mit mir selbst, wie ich das Buch bewerten soll. Weil...Das Buch hatte eine unglaubliche Sogwirkung, was vor allem am guten Schreibstil liegt. Vor allem die erste Hälfte fand ich gut, auch wenn ich bei vielen Dingen mit den Augen rollen musste.Von Anfang an hat es mich gestört, dass das Buch in der Corona-Zeit stattfindet. Das hat einfach einen üblen Beigeschmack, auch wenn das eventuell der Realität mancher Frauen zu der Zeit entspricht. Aber mir kam der Gedanke, dass viele Helenes Tat eben genau unter diesen Umstand abstempeln könnten, so ganz nach dem Motto "Hätte es Covid + Lockdown nicht gegeben, wäre das alles nicht passiert." Das könnte meiner Ansicht nach für manche Lesende genau der Grund sein. Und das ist es aber nicht. Klar hat der verschärfte Umstand um diese Pandemie herum mit dazu beigetragen, dass Helene sich das Leben genommen hat...Bestimmt. Aber trotzdem... Ich sehe hier einfach viel Potenzial zur Missinterpretation von dem, worum es hier eigentlich eher geht und wieso sie so gehandelt hat.Dieses Buch hat mich wütend gemacht, ja. Aber eben nicht die gleiche Art von wütend wie bei den meisten anderen Lesenden oder Menschen aus meinem Umfeld.Ich würde gerne wissen, was genau das Ziel hinter diesem Buch von Mareike Fallwickl war.Wollte sie das so radikal und überspitzt darstellen und so provozieren ? Oder ist es für Fallwickl wirklich Realität, die eigene Ansicht, die sie rüberbringen wollte? Ist DAS Fallwickl Ansicht von Feminismus? Frauen gegen Männer?Ich sag jetzt auch was, was vielen nicht passen wird aber: dieses Buch ist mMn in vielen Hinsichten einfach nur gefährlich. Weil es keine Kritik an der radikalen, überspitzt dargestellten Seite enthält. Weil das Buch meiner Meinung nach auf viele bejahend wirken und den Eindruck vermitteln könnte: JA, genau DAS ist Feminismus!. Und sorry - but it's not. Das Buch verkörpert einfach genau das, was viele Menschen egal ob Männer oder Frauen an dem heutigen "Feminismus" kritisieren. Jedenfalls die zweite Hälfte vor allem um Lola rum. Es kritisiert Lola auch nicht, im Gegenteil. Es wird eher bejaht. Das Buch wird nach dem Motto "Frauen gegen Männer" dargestellt und das ist doch kein Feminismus?Overall zeichnet das Buch in meinen Augen ein falsches Bild von Feminismus, vor allem für Menschen, die sich vorher damit einfach nicht beschäftigt haben.Machen wir doch einfach weiter mit den Dingen, die vielen nicht passen werden.:Was ich damit meine, dass das Buch keine Kritik enthält oder nichts hinterfragt... (Außer die vermeintliche Rolle der Frau, ist, woran natürlich der Mann schuld ist.) Aber bei vielen Dingen dachte ich mir einfach nur: manche Frauen qutschen sich selber in eine gewisse Rolle, weil sie DENKEN, dass genau DAS von Ihnen erwartet wird. Weil Sie DENKEN, wenn ich das nicht mache, macht es keiner. Und meiner Meinung nach ist das Bullshit. Sorry, not sorry. Diesem Buch mangelt es an Kommunikation zwischen Mann + Frau bzw. an dem klaren Aufstehen und "auf den Tisch hauen" der Frau. Ich finde wir tragen mit vielen Dingen selber dazu bei, wie unser Alltag mit unseren Partnern oder Partnerinnen zu Hause läuft. Und ich finde es verdammt falsch - egal ob in Buch oder in der Realität - sich über Dinge aufzuregen, ohne ein Wort vorher zu sagen. Es wird einfach nicht kommuniziert sondern erwartet, dass es für den anderen selbstverständlich ist, dass dieser Gedanken lesen kann. So ist das aber nicht. Weil jeder Mensch, geschlechtsunabhängig, anders ist. Und das was für mich selbstverständlich ist, muss nicht für meinen Mann selbstverständlich sein. Aber dann kommuniziere ich es.Wenn dich was stört, dann kommuniziere es! Und wenn es sich nicht ändert, dann musst du für dich entscheiden, ob du damit leben kannst oder die Reißleine ziehst. Sorry, ist so. Ja ich spreche es aus wie es ist, was ich in meinem Umfeld aber auch auf Social Media durch diverse Berichte oder eben durch Büchern sehe/erfahre und jedes mal nur mit dem Kopf darüber schütteln muss.Zudem werden einfach so ziemlich alle Dinge in diesem Buch auf die Männer geschoben. Z.B: Frauen haben Probleme mit ihrem Köper oder mit der Wahrnehmung des eigenen Körpers (besonders auf den Punkt bezogen: dünn sein) ? Liegt an den Männern. Auch hier muss ich sagen, dass ich das für Bullshit halte. Was haben verdammt nochmal Männer damit zu tun, dass wir Frauen (viele von uns) von dem Drang getrieben werden dünn zu sein. Hä? Ich glaube das ist ein allgemeines Problem, dass geschlechtsunabhängig ist. Jeder von uns, egal ob Mann oder Frau, hat diese Gedanken.Ich könnte die Liste und meine Gedanken weiter fortführen, aber das würde den Rahmen sprengen.Auf die Männer, vor allem auf Johannes, wird nicht wirklich eingegangen. Mit Johannes und seinen Gefühlen und seiner Sichtweise nach dem Tod seiner Frau, darauf wird nicht eingegangen. Und das finde ich falsch. Er wird als der dumme dargestellt, der einfach so weitermacht wie bisher. Er macht halt alles falsch. Aber auf den Punkt, dass er nicht einfach so aufhören kann zu arbeiten, während er 3 Kinder zu Hause sitzen hat, eine Beerdigung zahlen musste + laufende Kosten hat, wird überhaupt nicht eingegangen. Hier fehlte mir eine ganz klare Kritik an unserem System in genau solchen Situation. Aber nein. Johannes ist schuld. Jetzt wo Helene weg ist hätte er ihren Platz einnehmen müssen. Ist doch klaaaar. Aber, dass er sich in gewisser Weise kümmert und sich um einen Platz in der Krippe/Tagesmutter bemüht (die alle voll sind), das sieht anscheinend keiner. Es wird nur beiläufig erwähnt. Dass er Arbeiten MUSS, sieht auch keiner. Wie gesagt, hier wäre meiner Meinung nach Platz für Kritik am System. Aber ist nur meine Meinung.Ich kann mir schon vorstellen, dass mir viele vorwerfen werden, dass ich das Buch einfach nicht verstanden habe. Ist auch ok. Denn Ich finde es auch erschreckend, dass viele Punkte in dem Buch von manchen einfach übersehen oder nicht reflektiert werden und das Buch so feiern ohne darüber richtig nachzudenken. Ja, ich finde es erschreckend, dass viele sich von diesem Buch bestätigt und verstanden fühlen.Over & out.