The Kinder Poison entführt in eine faszinierende, magische Wüstenwelt, in der nach Jahrhunderten wieder eine gefährliche Durchquerung stattfinden soll, um den Nachfolger des Mestrah zu bestimmen. Die drei Kinder des Herrschers Prinz Kasta, Prinz Jet und Prinzessin Sakira müssen dafür jeweils einen magiebegabten Mitstreiter auswählen, der sie auf der Reise begleitet. Doch durch eine unglückliche Verwicklung landet Zahru, eine einfache Tierflüsterin, versehentlich in dieser Auswahlzeremonie. Zunächst wird sie von Prinz Kasta ausgewählt, doch nach Missfallen des Mestrah und dem Verdacht, Zahru könnte mit Jet gemeinsame Sache machen, wird sie fallen gelassen und als Opfer der Durchquerung markiert ein Schicksal, das die Priester bestätigen und das Zahru in einen verzweifelten Überlebenskampf zwingt.
Von Anfang an hat mich dabei das Konzept der Menschenopfer gestört und ich fand es verachtenswert, wie selbstverständlich in dieser Welt das Leben eines Menschen geopfert werden soll, nur um Macht zu erlangen. Diese moralische Fragwürdigkeit hat mich während des Lesens immer wieder beschäftigt und mir deutlich gemacht, wie grausam dieses System ist.
Trotz dieser Thematik hat mich die Geschichte schnell neugierig gemacht, denn Zahru ist eine Figur, die einem ans Herz wächst: neugierig, mutig, aber gleichzeitig verletzlich und ohne Macht in einer Welt, die von Macht bestimmt wird.
Der Schreibstil ist flüssig, leicht lesbar und detailreich, sodass ich mir die farbenprächtigen Feste, die gefährlichen Wüstenabschnitte und die prachtvollen Paläste lebhaft vorstellen konnte. Natalie Mae gelingt es, eine Welt voller Magie, Intrigen, toxischer Machtstrukturen und gefährlicher Bündnisse aufzubauen, die beim Lesen einnehmend wirkt.
Besonders beeindruckend fand ich die Dynamik zwischen den Geschwistern Kasta und Jet. Während Kasta zunächst als abweisend, verdrießlich und rätselhaft erscheint, bietet Jet einen ruhigeren, freundlicheren Gegenpol, was in vielen Momenten für emotionale Spannung sorgt. Diese komplexen Geschwisterkonflikte wurden mit Tiefe und Nachvollziehbarkeit dargestellt. Gleichzeitig wirft das Buch Fragen nach Macht, Eifersucht und der Sehnsucht nach Anerkennung auf Themen, die während der Handlung spürbar mitschwingen.
Auch wenn mich das Buch insgesamt gut unterhalten hat, hat es mich emotional nicht so tief gepackt, wie ich es mir manchmal gewünscht hätte. Ich war stets interessiert an Zahrus Schicksal, habe mit ihr mitgefiebert und gehofft, dass sie einen Ausweg findet, dennoch blieb die emotionale Verbindung etwas distanzierter als bei Herzensbüchern.
Trotzdem steigert sich die Spannung stetig, insbesondere in der zweiten Hälfte, in der sich die Konflikte zuspitzen, die Wüstenreise gefährlich wird und Zahru um ihr Leben und ihre Freiheit kämpfen muss. Mehrfach war ich überrascht von Wendungen und Entscheidungen, die Figuren treffen, was die Handlung unvorhersehbar und fesselnd macht. Auch der finale Abschnitt hat mich noch einmal richtig gepackt und endet mit einem Cliffhanger, der einen sofort weiterlesen lassen möchte.
Das Ende hat mich leicht verstört, aber auch neugierig zurückgelassen, da es einige dunkle Konsequenzen zeigt, die das ganze Bild noch einmal verändern und mich dazu bringen, direkt mit Band 2 weiterzumachen.
Fazit:
The Kinder Poison ist ein spannender, gut geschriebener Fantasy-Auftakt in eine Wüstenwelt voller Magie, Intrigen und Machtkämpfe. Mit einer starken, aber verletzlichen Protagonistin und moralisch komplexen Figuren lädt das Buch dazu ein, über Opfer, Freiheit und Gerechtigkeit nachzudenken. Wer Fantasygeschichten mit einer dichten Atmosphäre, einer mutigen Heldin und einem mitreißenden Worldbuilding liebt, wird hier sicher auf seine Kosten kommen auch wenn man die zugrundeliegende Menschenopfer-Thematik völlig zu Recht verachtenswert finden darf.
Ich freue mich darauf, bald Band 2 zu beginnen und zu sehen, wie es mit Zahru und den anderen weitergeht.