Der Klappentext verspricht auf den ersten Blick eine actionreiche Handlung. Insbesondere dort, wo es heißt, dass dieses Buch eine Kreuzung zwischen Andy Weirs Weltraumrealismus und Action à la "Stirb langsam" beinhalten soll, ist der Werbetext erstmal vielversprechend und Neugierde weckend ... nur leider gleichermaßen auch irreführend.
Tatsächlich findet man hier wenig von Andy Weirs Erzählgeist in der Haupthandlung. Im Kern geht es um ein fiktives Sci-Fi-Setting, in welchem eine Forschungsstation im Erdorbit als Weltraumhotel für Superreiche herhalten soll. Wie der Zufall spielt, wird dieses erste interstellare Hotel nach seiner Weihe von Terroristen gekapert, mitsamt allen Gästen darin als Geiseln. Natürlich wird Lösegeld gefordert und mit der Hinrichtung der Menschen als Druckmittel gedroht.
Wie der Zufall spielt, befindet sich auf der ehemaligen Forschungseinrichtung im Orbit noch eine Frau - Dr. Chloe Bonilla -, eine offenbar unerschrockene Biophysikerin, die nebst ihrer eigentlichen Qualifikation noch ganz andere, ungeahnte Qualitäten im Laufe der Handlung entfaltet, um es mit der terroristischen Gruppierung alleine aufzunehmen. Und dann ... entbrennt ein regelrechter Machtkampf zwischen der selbsternannten Kämpferin für das Gute und den Geiselnehmern.
Die dann folgende Action - auf die ich hier aus Spoilergründen nur oberflächlich eingehe - ist dann stellenweise zwar unterhaltsam und amüsant, aber bei Weitem nicht glaubwürdig oder näherungsweise realitätsgerecht, und offen gestanden auch nicht sonderlich spannend zu lesen gewesen. Wenngleich das Ausgangsszenario erstmal spannend anmutet, schafft es Joe Pitkin jedoch nicht seinen Figuren auch Leben einzuhauchen, d. h. ihnen Profil und eine Seele zu geben, um die nötige Empathie mit den Charakteren aufzubauen und mit ihnen mitfühlen zu können. Es geht quasi nur darum sich wechselseitig mit brachialer Gewalt zu überbieten, und irgendwie werden beide Seiten nicht müde dabei, so als ob es sie nicht scherte, dass sie auf einer Weltraumstation sind, deren Struktur nur so und so viel Beschädigung aushält.
Was den erzählerischen Stil und das allgemeine Talent des Autors anbelangt, seine Geschichten den Lesern nahezubringen, muss ich leider auch Abstriche machen und ganz klar konstatieren, dass es mir streckenweise schwergefallen ist, mich weiterhin zu motivieren daran zu lesen. Abgesehen von den technologisch fortschrittlichen Futuristikelementen, fehlt dem Autor - zumindest bei diesem Buch - das nötige Gefühl für Feinheiten und Details im Erzählstil. Vieles wird von ihm einfach nur so dahin geschrieben. Wodurch natürlich auch die Kraft der Glaubwürdigkeit in seinen Worten stark notleidet und in der Folge an Wirkung beim Leser verliert bzw. es nicht schafft den Leser in das Setting reinzuziehen. Anders so bei Brents Buchreihe "MANKIND ONE". Hier hat man von Anfang an und zu jeder Zeit das Gefühl sich mitten in der Handlung dabei zu befinden und mit den Protagonisten mitzufiebern.
Mein Fazit:
"Black Exit" ist sicherlich eine solide Leistung. Aber unter dem Gesichtspunkt einer erzählerischen Finesse den Leser zu fesseln und Tempo und Spannung aufzubauen, scheitert das Buch leider an den entscheidenden Stellen, die man hätte besser schreiben können. Was sehr schade ist, bei dem spannenden Klappentext, der dem Leser bereits Bilder in den Kopf projiziert und Appetit und Lust auf die Geschichte dahinter macht. Hier nur leider zu Unrecht.
Für Fans des klassischen Popcorn-Kinos, das die stereotypen Hollywood-Klischees bedient, ohne Tiefgang oder Wiederholungswert beim Konsumenten auslösen zu müssen, kann dieses Buch vielleicht ein netter Zeitvertreib sein. Alle anderen anspruchsvolleren Leser verpassen hier sicher nichts und sollten ihr Geld lieber sinnvoller einsetzen, in einen Sci-Fi-Roman ähnlicher Thematik, von Logan E. Brent, der ebenfalls im Erdorbit spielt, aber bei Weitem mehr Mühe, Seele und Charaktertiefe besitzt als Pitkins Figuren.
Gute Unterhaltung!