Der Privatphilosoph und Abkömmling einer baltischen Adelsfamilie Hermann Graf Keyserling war nach dem Ersten Weltkrieg enteignet worden und setzte sich in der Folge engagiert für eine Verbesserung der Verhältnisse ein, was nach seinem Verständnis bedeutete: Ein neuer Obrigkeitsstaat, keine parlamentarische Demokratie. Keyserling bewunderte Thomas Mann, was von diesem zwar nicht in der gleichen Weise erwidert wurde, dennoch war Keyserling ab dem Herbst 1919 mehrfach zum Tee in der Poschingerstraße eingeladen. Insbesondere sein Essay >Was uns not tut, was ich will< entsprach in großen Teilen auch Manns politischer Haltung und bot diesem damit sogar die Gelegenheit für eine inhaltliche Korrektur der sich allzu monarchistisch und patriotisch entwickelnden Rezeption seiner >Betrachtungen eines Unpolitischen< (1918). Insofern kann der offene Brief an Keyserling auch als eine Art Nachwort der >Betrachtungen< gelesen werden. Mann verfasste ihn um den Jahreswechsel 1919/1920 herum und veröffentlichte ihn in der Zeitschrift Das Tage-Buch vom 31. März 1920.
Inhaltsverzeichnis
Gedanken im Kriege - Gute Feldpost - (Gegen den "Aufruhr zur Würde") - (Die Bücher der Zeit) - Friedrich und die große Koalition. Ein Abriß für den Tag und die Stunde - An die Redaktion des "Svenska Dagbladet", Stockholm - (Beitrag zum "Eisernen Buch") - (Der Vorschuß - die Schriftstellerbank) - (Aphorismus) - Gedanken zum Kriege - Aufruf zur Gründung einer "Deutschen Akademie" - Friedrich und die große Koalition (Sammlung) - An die Armeezeitung A.O.K. 10 - Harden - Der Taugenichts - (Vorrede zu einer Lesung aus "Felix Krull") - (Über Theordor Storm) - Der Entwicklungsroman - (Carlyles "Friedrich" in vollständiger deutscher Ausgabe) - Musik in München - An die Redaktion der "Frankfurter Zeitung" - Die deutsche Stunde - Gegen das Abiturientenexamen - Weltfrieden? - (Ansprache zu Ehren des Lübecker Bürgermeisters) - Betrachtungen eines Unpolitischen - (Zum Tode Wedekinds) - Aufruf zur Gründung des Hans-Pfitzner-Vereins für deutsche Tonkunst - (Demokratisierung) - (Moritz Heimann. Zum fünfzigsten Geburtstag) - Zum Tode Eduard Keyserlings - (Werbesatz für die Zeichnung der Kriegsanleihe) - Vorsatz (zur Luxusausgabe von "Herr und Hund") - Die Zukunft der Literatur - (Für das neue Deutschland) - (Eine Liebhaberaufführung im Hause Mann) - Zuspruch - Unsere Kriegsgefangenen - (Dementi) - (Über die Zeitschrift "Der Spiegel") - (Ein Echo der Schmach von Versailles) - (Zum Gewaltfrieden) - (Brief über den Bolschewismus) - (Friede?) - Tischrede auf Pfitzner - (Gutachten über Ernst Toller) - Meine Liebe zu Gottfried Keller - (Das Palais Porzia) - Brief an den Dekan der philosophischen Fakultät zu Bonn - Anzeige eines Fontane-Buches - Klärungen. Offener Brief an Hermann Grafen Keyserling - (Was dünkt Euch um unser bayerisches Staatstheater?) - Glückwunsch an den "Simplicissimus" - (Für das humanistische Gymnasium) - Ludwig Hardt - Über einen Spruch Fontanes - Erziehung zur Sprache - Brief an einen Verleger - Brief über Altenberg - (Gruß an Kärnten) - (Thomas Mann im Kolleg) - (He