Für mich war "Ich spüre dich leben" das perfekte Sommerbuch - allerdings keines, das man leicht wegliest und schnell vergisst. Im Gegenteil: Es hat mich durch seine Mischung aus Liebesgeschichte, Familienkrise und gesellschaftlicher Brisanz noch lange beschäftigt.Schon das Cover strahlt eine stille Melancholie aus, die wunderbar zur Geschichte passt. Ulla Mothes erzählt von Stella, die unmittelbar vor der Geburt ihres Kindes den Abschiedsbrief ihres Mannes erhält und plötzlich in einem Leben steht, das sie nicht versteht. Ihre Reise durch Trauer, Wut, Verzweiflung - und dann vorsichtige Selbstfindung - ist eindringlich und berührend.Der Schreibstil hat mir sehr gefallen: unaufgeregt, fast poetisch, aber dabei stets klar. Die Figuren sind vielschichtig und niemals nur gut oder schlecht. Besonders Stella hat mich bewegt, weil sie so echt wirkt - mit all ihren Schwächen und ihrer verzweifelten Hoffnung, dass Falk noch lebt.Das Buch greift viele heikle Themen auf: Gier, Macht, Selbstbetrug. Dabei bleibt es nie oberflächlich, sondern zeigt, wie kompliziert und grau die Welt oft ist. Das hat mich nachdenklich gemacht und ich finde, gerade das macht den Roman so wertvoll.Ich empfehle "Ich spüre dich leben" allen, die Geschichten mögen, die nicht nur unterhalten, sondern auch ein bisschen wehtun - und dadurch umso schöner sind. Ein Buch über die Macht der Liebe, aber auch darüber, dass man manchmal erst alles verlieren muss, um wirklich bei sich selbst anzukommen.