Das Leben des Vernon Subutex 3 - Ein erschütterndes Porträt der französischen Gesellschaft nach den Pariser Attentaten
Im fulminanten Abschluss ihrer Vernon-Subutex-Trilogie führt Virginie Despentes ihre Figuren und Leser mitten hinein in das traumatisierte Frankreich nach den verheerenden Anschlägen vom 13. November 2015. Nach dem Abschied von Paris lebt die Gruppe um Vernon Subutex zunächst idyllisch an wechselnden Orten auf dem Land. Doch auch fernab der Hauptstadt lauern Misstrauen und Eifersucht, die ihre Gemeinschaft zu zerreißen drohen.
Als die Attentate die Nation erschüttern, ändert sich alles. Jede Figur ist auf ihre Weise von den Ereignissen betroffen und muss einen eigenen Weg finden, mit dem Unfassbaren umzugehen. Despentes erweist sich einmal mehr als begnadete Erzählerin und scharfsinnige Chronistin unserer Zeit. Mit enormem Einfühlungsvermögen und persönlicher Betroffenheit zeichnet sie ein bewegendes Bild einer Gesellschaft, die um Halt und Orientierung ringt.
Das Leben des Vernon Subutex 3 ist ein Gesellschaftsroman von höchster Aktualität und Brisanz, der den Leser tief in die Seele Frankreichs blicken lässt. Ein Meisterwerk, das noch lange nachwirkt.
Virginie Despentes, Jahrgang 1969, zunächst bekannt als Autorin der »Skandalbücher« »Baise-moi Fick mich« und »King Kong Theorie«, hat sich spätestens mit ihren Vernon-Subutex-Romanen in den Olymp der französischen Schriftsteller:innen geschrieben. Sie ist eine der wichtigsten literarischen Stimmen Frankreichs. Ihr Roman Apocalypse Baby wurde mit dem Prix Renaudot ausgezeichnet.
Claudia Steinitz übersetzt seit 30 Jahren französischsprachige Literatur u. a. von Yannick Haenel, Véronique Olmi, Albertine Sarrazin und Lyonel Trouillot.
Pressestimmen
»zeitgenössischer Existenzialismus« Mara Delius, Die Welt
»Gegenwart pur [. . .] krass, aber liebevoll erzählt« Iris Radisch, Die Zeit
»Mich hat vor allem die liebevoll-mimetische Ideologiekritik, mit der Virginie Despentes entschlossen unnarzißtisch in die Köpfe ihrer Protagonist_innen kriecht, umgehauen« Diedrich Diedrichsen, Süddeutsche Zeitung
»ein literarische[s] Großwerk, das so packend und süffig geschrieben ist, dass die Lektüre süchtig macht wie ein Rocksong« Deutschlandfunk Büchermarkt
»Einmalig, mit welch präziser Beobachtungsgabe, Fantasie und Einfühlung die Autorin die extrem verschiedenartigen Menschen in ihrem Selbstverständnis und in ihrer je eignen Sprache erfasst und damit ein hellsichtiges Bild unserer Gegenwart zeichnet. « Hessische/Niedersächsische Allgemeine
»konsequent durchdacht« Samira Lazarovic, n-tv
»ein tiefenscharfes Bild unserer Gesellschaft, ihrer Ideologien und Konflikte« Werner Fritsch, Hessische/Niedersächsische Allgemeine
» Virginie Despentes sorgt im dritten Teil ihrer Reihe wieder durch überraschende Wendungen und spannende Pointen für süffige Unterhaltung« kultura-extra. de
»Hellsichtiger als jeder Soziologe fängt Despentes an kollektivpsychologische Unterströmungen ein« Georg Leisten, Südwest Presse
»Lesen sollte Vernon Subutex jeder. [Ein] »Page-Turner« « Madeleine Gullert, Aachener Zeitung
»Ein bissiger und pointierter Abschlussband einer herausragenden Gesellschaftsroman-Trilogie« soundsandbooks. com
»Sie [Virginie Despentes] hat eine Geschichte geschrieben, die eine echte Granate ist! « Christian Ebinger, NZZ
»die raue Pariser Echtwelt, beschrieben in einer mitreißend direkten Sprache« Die Zeit Literatur
»Das ist verzweifelt, das ist lustig, und es ist grossartig. « Stephan Rammig, NZZ
»Vernon Subutex [kann] süchtig machen [. . .], wie eine dieser brilliant erzählten Fernsehserien, die einem zu tagelangen Bingewatching verführen« Antje Deistler, Deutschlandfunk
»Knallbunt, randvoll« Claudia Steinmetz, Brigitte
»rasant und voll Rage schreibt sie [Virginie Despentes] über, aber auch gegen das Auseinanderbrechen unserer Gesellschaft» Natascha Geier, ARD ttt
»ein literarisches Monument« Paul Jandl, NZZ
»[eine] geniale[. . .] Komposition« Werner Fritsch, Hessische/Niedersächsische Allgemeine
»Geschrieben hat Despentes es unter dem Eindruck der Terroranschläge von Paris und Nizza [. . .] ganz nah am Zeitgeist« Bayern 2 Diwan
»In rauem Tonfall, mit poetisch hervorblitzenden Sätzen, erzählt Despentes die Geschichte ihres Titelhelden. [. . .] [Despentes'] Figuren berichten nicht nur, sie reden sich in Rage und ereifern sich darüber, was das Leben mit ihnen gemacht hat. Sie klagen die Lebensverhältnisse im wirtschaftsliberalen Frankreich an. « Jule Govrin, Die Zeit Kultur
»[Eine] scharfzüngige Gesellschaftsstudie neurotischer Großstädter« Elle
»Grandioses Finale der grandiosesten Gesellschaftsanalysenserie der Gegenwart. « SWR 2
LovelyBooks-BewertungVon Ein LovelyBooks-Nutzeram 12.10.2022
Finale der Triologie. Super Triologie!
LovelyBooks-BewertungVon awogfliam 15.12.2020
Kennt Ihr das? Wenn man sich mehr als ein Jahr davor drückt, den letzten Band einer Reihe zu lesen, aber nicht weil sie so schlecht ist, sondern weil sie so gut ist und man einfach noch nicht will, dass alles vorbei ist. Nach so langer Hinauszögerung der Vorfreude habe ich mich endlich überwunden.Feierte in Band zwei von der Tonalität her Optimismus, Freundschaft und Hilfsbereitschaft, fröhliche Urstände, so regiert am Ende der Saga von Virginie Despentes wieder ihr typischer Zynismus.Die nun nicht mehr ganz so kleine Gruppe rund um Vernon Subutex hat zu Beginn des Romans ihre Convergences (kleine Pop-Up Musik und Tanzfestivals) professionalisiert und institutionalisiert. Alle leben ganz gut damit und ein paar der Freunde sogar davon. Jeder gibt, was er möchte und der Tross zieht durch das Land, um an unterschiedlichsten Locations diese Convergences abzuhalten.Die beiden Dopalet Attentäterinnen Aicha und Celeste sind in unterschiedlichen Ländern untergetaucht, um der Rache von Laurent Dopalet zu entgehen. Sie kommen aber beide nicht sehr gut mit der Geheimhaltung und dem Exil zurecht.Die neue Figur Max, die letztendlich sehr viele Steine ins Rollen bringt, wird nun auch in den Roman eingeführt. Der ehemalige Manager von Alex Bleach, ein Narzisst, geldgieriges Arschloch, Drogensüchtiger und Feigling versucht ständig, Kontakt mit der Gruppe zu knüpfen und in die kleine Schaar der Erwählten rund um Vernon Subutex aufgenommen zu werden.Als der Freund Charles, der Vernon, als er obdachlos wurde, gerettet hat, stirbt, kommt heraus, dass dieser Clochard Millionen im Lotto gewonnen hat, die er zu gleichen Teilen seiner Lebensgefährtin und der Freundesgruppe um Vernon Subutex hinterlassen hat. Wie Gift tropft der Reichtum in die kleine Gemeinschaft und zersprengt diese ziemlich rasant. Sofort regieren Misstrauen, Beschuldigungen, Verleumdungen, Gier und Streit, wie das Geld zu verwenden wäre. Vernon verschwindet, als er fälschlich beschuldigt wird und da er als Kitt, der die Gruppe zusammengehalten hat, nicht mehr anwesend ist, zerfällt auch der Rest der Freundschaften.Erst als die Attentate von Bataclan ganz Paris aufschrecken, besinnen sich die Freunde wieder ihrer guten Beziehungen und nehmen aus Sorge erneut intensiven Kontakt zueinander auf.Inzwischen hat Max durch Zufall herausgefunden, dass Celeste in Barcelona untergetaucht ist und verrät diese an Dopalet, in der Hoffnung, sich dadurch einen finanziellen oder beruflichen Vorteil zu verschaffen. Max inszeniert mit zwei sehr kurzfristig angeheuerten Schlägern eine Entführung in der katalanischen Hauptstadt, die in einer grausamen Vergewaltigungsfolter über Wochen mit anschließendem Plan zur Tötung von Celeste eskaliert, da er die zwei unbekannten Komplizen nicht unter Kontrolle bringen kann. Max ist anfänglich erschüttert, er dachte sich eigentlich, er würde Celeste nur festhalten und Dopalet würde sie ein bisschen verprügeln, kann aber nun als Mittäter nicht mehr aus dieser Situation zurücktreten. Irgendwann findet die Hyäne heraus, in welchem Haus Celeste gefangen gehalten wird und rettet sie zusammen mit Olga.Wundervoll zeichnet Virginie Despentes erneut ein detailliertes Bild der französischen Gesellschaft, indem sie die Entwicklung jeder einzelnen Figur vorantreibt. Alle machen einzeln irgendeine Entwicklung durch und auch die gesamte Gruppe transformiert sich ständig: lebt erfolgreich in Armut zusammen, fällt völlig auseinander als der Reichtum einkehrt, rückt auf Grund einer Notsituation wieder eng zusammen und knüpft erneut mit Kommunenleben und Convergences an die Vergangenheit an .¿Das einzige, was uns interessiert ist die Legitimierung der Gewalt. Es muss für eine gute Sache sein. Denn wir wollen zwar Blut an den Händen haben, aber trotzdem ein gutes Gewissen. Der einzige Unterschied zwischen einem Soziopathen und einem politischen Aktivisten - dem Soziopathen ist es scheißegal, ob er auf der Seite der Gerechten ist. Er tötet, ohne lange zu fackeln, also ohne sich damit vorher abzugeben, sein Opfer vorher zum Monster zu machen. Die Aktivisten machen es politisch korrekt: Erst die Propaganda dann das Massaker.¿[Vorsicht Spoiler!Fast schon zum Finale des Romans führt Max als Mastermind eines Terroranschlags mit einer Komplizin, die er über das Internet rekrutiert hat, ein unbeschreibliches Gemetzel während einer Convergence durch, bei der alle Freunde sterben, alle, bis auf Vernon Subutex, der wie durch ein Wunder überlebt. Wenn ich sage alle Freunde, dann meine ich natürlich auch Antoine, den Sohn von Dopalet, der ein fixes Mitglied von Vernons Gemeinschaft ist. Dopalet leidet schrecklich unter dem Tod seines Sohnes. Wer die Aktion in Auftrag gegeben hat und warum sie überhaupt stattfand, verrät uns Despentes bedauerlicherweise nicht, und so stellen sich doch einige Fragen und existieren riesige Lücken über die Motivlage, die ich leider überhaupt nicht goutieren kann. Warum zum Teufel hat Max das gemacht? Ok er war ein Narzisst, aber doch kein empathieloser Psychopath, er hatte ja auch Mitleid mit Celeste, als sie vergewaltigt wurde. Der eigentliche Psychopath war doch Laurent Dopalet, aber der hätte die Aktion ja nicht in Auftrag gegeben, wenn er geahnt hätte, dass sein Sohn involviert und vor Ort anwesend ist. Und auch wenn die Planung des Anschlags von Dopalet ausging und dieser irrtümlich seinen Sohn umbringen ließ, warum hat Max da mitgemacht? Er hatte ja in der Mitte des Buches bei Celeste Skrupel. Warum hat er sich so verändert. Das erschließt sich mir einfach nicht.Anstatt all diese brennenden offenen Fragen zur Motivlage und den Figuren in der Story restlos zu klären, vergaloppiert sich Despentes dann auch noch in ein völlig unnötiges Zukunftskapitel bis zum Jahr 2286, in dem Vernon Subutex zu einer religiösen Kultfigur avanciert. Dieser Abschnitt fällt völlig aus dem Rahmen der Geschichte und wirkt wie ein Fremdkörper. Das hätte sie sich wirklich schenken können und stattdessen die offenen Fragen klären müssen. Beim Plot bin ich immer sehr heikel und ziehe daher im Fotofinish und auf den letzten 5 Seiten noch mit Bedauern einen Stern ab.(Ende Spoiler)]Fazit: Grandioser Roman mit einem überraschenden Vorfinale, das durch das eigentliche Ende total verpatzt wurde.
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