Nun ist es an der Zeit, es zuzugeben: Ich bin Fan von Game of Thrones (GoT)! Wie sich das gehört, habe ich auch alle bisher erschienenen Bücher gelesen, die selbstverständlich besser sind, als die Serie. Das ist doch immer so, oder? Obwohl ich sagen muss, dass die Serie schon sehr gut gemacht ist. Insbesondere, da George R.R. Martin der Meinung war, man könne seinen Epos filmisch überhaupt nicht umsetzen. Wenn selbst er positiv überrascht wurde, wer sind dann wir, allzu laut zu meckern? Allerdings kann man es gewiss nachvollziehen, dass die Fans der Bücher mittlerweile wirklich ungeduldig werden und den Abschluss der Serie in Buchform fordern, der immer noch aussteht.Wie tröstet sich der geneigte GoT Fan also zwischendurch? Ah, ja. Mit Begleitbüchern! Um dieses hier bin ich tatsächlich schon länger rumgeschlichen, habe im Laden auch hin und wieder rein geblättert und mich über die Zitate amüsiert. Vom Kauf hat mich allerdings der Preis von 10€ abgehalten. Umso dankbarer bin ich daher dem Verlag, dass ich es jetzt in Händen halten darf.Tyrion ist im GoT Universum eine sehr spannende Figur. Er vereint manches scheinbar unvereinbare. Warum er schnell der beliebteste Charakter wurde, kann man kurz oder länger beantworten.Die Kurzversion ist: Er lebt noch! Kenner George R.R. Martins wissen, das kann sich ganz schnell ändern, denn in GoT wird viel gestorben. Und es rafft irgendwie immer wieder die Publikumslieblinge dahin. Oje. Möge der Autor niemals mitbekommen, wie sehr wir Tyrion mögen! Das könnte bös ins Auge gehen! Die längere Antwort ist allerdings um einiges interessanter. Tyrion ist sehr vielschichtig und menschlich. Seine diversen Eigenschaften sorgen dafür, dass man sich rasch mit ihm identifizieren kann.Er ist ein Charakter, der aufgrund seines kleinen Wuchses viel Ablehnung und Spott erfährt. Ich denke, dass viele von uns in diversen Situationen bereits Erfahrungen damit gesammelt haben. Die Art und Weise, wie Tyrion damit umgeht, ist allerdings beispiellos. Er hat erkannt, dass er tatsächlich eine Wahl hat. Entweder er lässt mit sich spielen, oder er nimmt die Spottnamen, die er bekommt, für sich an, macht sie sich zu eigen und spielt seinerseits damit. In diesem Moment kann er damit nicht mehr verletzt werden, denn er kommt seinen Peinigern schlicht und ergreifend zuvor.Zeig ihnen, dass ihre Worte dich treffen, und du wirst nie ohne ihren Spott sein. Wenn sie dir einen Namen geben wollen, nimm ihn an, mach ihn zu deinem eigenen. Dann können sie dich nicht mehr treffen.Aus diesen klugen Einsichten, die wir sehr leicht auf unser Leben übertragen können, wird bereits deutlich, dass Tyrion ein sehr gebildeter und vor allem belesener Mann ist. Er macht den anderen gerne vor, er habe ja keine Wahl gehabt, da er sich nicht für eine kämpferische Ausbildung geeignet habe. Doch wir wissen, dass er das geschriebene Wort wie eine Waffe zu führen weiß. Aus eigener Erfahrung ist ihm klar, dass Worte schlimmer treffen können, als ein Schwert. Tyrion wird zum Strategen, zum Politiker, Ränkeschmied, Strippenzieher und Genießer der schönen Dinge des Lebens. Dazu gehören neben Essen und Trinken auch die Frauen. Er hält nicht viel von Machthabern - unabhängig davon, ob sie weltlicher oder kirchlicher Natur sind und hegt eine Abneigung gegen Barden, wenn sie die Wahrheit in ihren Liedern verzerren.Kronen stellen seltsame Dinge mit den Köpfen darunter an.Tyrion ist gewiss kein Träumer. Dafür war die Schule des Lebens zu hart. Doch pessimistisch hat ihn das auch nicht werden lassen. Tyrion ist Realist. Er hat eine sehr gute Beobachtungsgabe und vermag seine Gedanken präzise und klar zu formulieren. Zu seinem scharfen Verstand, gesellt sich ein einzigartiger Humor. Man muss ihn einfach dafür bewundern, wie er es immer wieder schafft, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Das hängt auch damit zusammen, dass er bereits drei Züge weiter denkt als sein Gegenüber.Über das Buch Dieses Buch beinhaltet nun die besten Zitate aus den ersten 10 oder 5 Büchern, je nachdem, wie ihr gerne rechnen mögt. Wen das jetzt verwirrt: Im Englischen Original sind es 5 Bücher, die aufgrund der Dicke bei der deutschen Übersetzung geteilt wurden, wodurch wir hier 10 Bücher haben. Mittlerweile gibt es jedoch auch hierzulande Ausgaben, bei deren Zählung wir wieder auf die klassischen 5 kommen. Jedenfalls orientieren sich die Zitate an der Ausgabe mit den 10 Büchern. Aus allen Büchern finden wir Zitate. Außer? Na, wer hat aufgepasst? Richtig. Band 7 und 8 (oder 4, wenn ihr die andere Zählung wollt). Das liegt nicht daran, dass niemand in diese Bände geschaut hat, sondern daran, dass George R.R. Martin doch tatsächlich die Stirn besessen hat, Tyrion hier überhaupt nicht auftreten zu lassen, da das Buch sonst nur noch dicker geworden wäre. Hätten wir das schlimm gefunden? Ich denke nicht.Die Übersetzer haben sich hier dankenswerterweise die Mühe gemacht, nachzuschauen, welche Zitate bei uns in welchen Büchern gelandet sind. Unter jedem finden wir die dazugehörige Titelangabe. Darüber hinaus ist das Buch mit passenden Illustrationen gewürzt. Insgesamt ist die Darstellung sehr übersichtlich und ansprechend gestaltet. Ich fand es sehr angenehm, dass die Zitate in 14 Themenbereiche eingeteilt wurden. Tyrion lässt uns an seinem Leben als Zwerg teilhaben und erzählt uns seine Ansichten zu Liebe und Familie. Als Buchliebhaber hat mir natürlich besonders der Abschnitt 'Die Macht der Worte' zugesagt. Wir finden auch kulturelles wie Musik, Essen und Trinken, Politik, Könige und Religion. Seine Ansichten zu Mythen, den Krieg, wie man die eigene Haut rettet und das Thema Lügen enthalten viele Wahrheiten - so widersinnig das in Bezug auf den letzten Punkt auch klingen mag. Ich hatte Spaß daran, wieder ein Stück weit in Tyrions Gedanken einzutauchen und mir nochmal bewusst zu machen, wie wertvoll das ist, was er von sich gibt. Selbst dann, wenn er anzüglich wird oder über Zustände meckert, kann man etwas daraus ziehen und ihm zustimmen. Für mich ist dieses Buch sehr gelungen und ich kann nur hoffen, dass es bei der Veröffentlichung weiterer Bücher ergänzt werden wird. Das Einzige, was mir hier tatsächlich gefehlt hat, war eine kurze Angabe dazu, wem gegenüber er sich äußert. Das wäre eine schöne Ergänzung gewesen.