Mit großen Erwartungen bin ich an dieses Buch heran gegangen, nicht nur, weil ich endlich einmal etwas von der hochgelobten Jenny Erpenbeck lesen wollte, sondern auch wegen des verliehenen Preises.Den Begriff Kairos musste ich nachschlagen, um den Bezug zum Buch herzustellen, was ich nicht schlimm finde. Das Cover ist schlicht und karg; die Bedeutung des Kartons erschließt sich deutlich beim Lesen des Buches.Die Geschichte an sich finde ich hochinteressant, das Verhältnis der jungen Frau mit dem sehr deutlich älteren verheirateten Mann in den letzten Jahren der DDR, zumal beide auch mit unterschiedlichem Bildungsniveau ausgestattet sind. Ich hatte so eine Art Pygmalion Geschichte erwartet, aber was Jenny Erpenbeck erzählt, ist doch deutlich anders.Ihre Sprache ist großartig, außergewöhnlich, interessant, spiegelt sehr gut das Gefühlsleben der beiden Protagonisten wider. Auch die Szenerie der zunächst noch scheinbar intakten, dann zum Schluss hin sich auflösenden DDR ist m.E. gut getroffen - auch wenn ich selbst nicht dort gelebt habe, habe ich mit vielen betroffenen Freunden darüber gesprochen.Was mich aber vor allem im letzten Drittel des Buches gestört hat, war doch eine gewisse Langatmigkeit, die ich persönlich gerade in Anbetracht der sich langsam verbal "zerfleischenden" Liebenden sehr anstrengend fand. Irgendwann hat es mich einfach nicht mehr berührt.