Gut verständlich, leicht zu lesen und doch schwerer zu verdauen. ¿ Wahnsinnig gut konstruiert und geschrieben.
Gut verständlich, leicht zu lesen und doch schwerer zu verdauen. - Wahnsinnig gut konstruiert und geschrieben.Inhalt: Eine Leiche, die tote Frau eines sehr bekannten Schönheitschirurgen, liegt in ihrer Villa und wird als Mordfall untersucht. Dr. Sabine Yao wird zu dem Mordfall gerufen und soll eine erste Leichenschau am Tatort vornehmen. Allerdings gibt es ein Problem. Das Stadium der Leichenstarre stimmt nicht mit dem bestimmten Todeszeitpunkt überein. - Wie kann das sein?Zunächst schein der Ehemann aus dem Scheider, denn sein Alibi scheint wasserdicht zu sein. Allerdings nur bis zu dem Zeitpunkt, bis Frau Dr. Yao ihm durch einen dummen Zufall auf die Spur kommt. - Der festgestellte Todeszeitpunkt bröckelt und somit auch das Alibi des Chirurgen.Als dann auch noch mehrere Colt Cases mit diesem Mann in Verbindung gebracht werden können, ist der Ehrgeiz von Yao geweckt. Sie verlässt ihr in der Gerichtsmedizin herrschendes Metier und ermittelt auf eigene Faust und innerhalb einer Sonderkommission. Und sie kann erheblich zur Auflösung des Falles beitragen. - Aber nur so lang, bis sie sich vom Täter selber einlullen lässt und ihm fast auf den Leim geht.Fazit: Mit diesem Buch hat Herr Tsokos eine neue Reihe begonnen. Mit der neuen Reihe hat es eine neue Protagonistin. Dr. Sabine Yao ist kein völlig unbekannter Charakter, denn auch in den vorangegangenen Büchern hatte sie Immermal wieder die eine oder andere kleine Gastrolle gehabt. - Hier gibt sie nun die Protagonistin und verdrängt andere, bisher hervorgehobenen Charaktere, auf ihre Plätze.Die Handlung startet im Grunde genau so, wie man es von den True-Crime-Thrillern von Michael Tsokos gewohnt ist. Wir haben einen Fall und einen Mitarbeiter aus der Rechtsmedizin, der sich die Leiche noch am Tatort anschaut. Erste Fakten werden evaluiert, so weit, so normal.Mit der neuen Protagonistin musste ich erst einmal warm werden und hatte damit in jedem Fall so meine Probleme. Irgendwie war ich noch nicht wirklich drin, dass diese Person jetzt die hauptsächlich handelnde Person ist. Dazu kam ja, dass Frau Dr. so ihre ganz eigenen Eigenheiten und Arten hatte und immer wieder die Rede von ihrem Privatleben war. Immer wieder musste man etwas von ihrer Schwester lesen, welche zeitlich in der Psychiatrie behandelt wurde. Was Herr Tsokos hiermit bezweckt hat, war mir nicht ganz klar, denn für den Fall hatte es keinerlei Auswirkungen.Der Fall selber entwickelt sich von einer ganz normalen Ermittlung zu einem sprichwörtlichem Rätselraten. Es braucht eine Weile, bis man feststellt, dass der errechnete Todeszeitpunkt nicht zur vorhandenen Totenstarre passt. Dann muss ermittelt werden, wo denn dann jetzt genau der Fehler liegt und ganz nebenbei wird die Protagonistin gebeten, einen Cold Case zu beurteilen, in dem aber der frisch verwitwete Schönheitschirurg auch mit involviert war. Im Prinzip kommt durch einen Zufall heraus, wie der Todeszeitpunkt manipuliert worden sein könnte und dann kommt man diesem wirklich mehr als gerissenen Typen auf die Schliche.Der Täter ist wirklich ein sehr von sich überzeugter Mann. Er glaubt wirklich, dass man ihm absolut nichts kann und ihm wohl nie auf die Schliche kommen wird. - Zum Glück hat er hier aber die Rechnung ohne das Justizsystem gemacht.Der Alleingang der Protagonistin am Ende war überflüssig und leichtsinnig. Man muss wirklich kein Polizist sein, um das zu merken. Diese Handlung diente wohl einfach nur der Dramatik. Ich persönlich habe den so genannten Showdown eher als lästig empfunden. Es hat mir im Endeffekt nur verdeutlicht, dass der Protagonist mal mehr als deutlich einen an der Waffel hat.Das Taschenbuch hatte eine sehr interessante Haptik. Die Buchdeckel waren irgendwie aufgeraut und haben sich fast ein wenig wie ein grober Leinenstoff angefühlt. Da brauchte es kein großartig gestaltetes Cover. Weniger war hier mehr und so, wie es gemacht war, hat das vollkommen ausgereicht. Es braucht keinen aufwendigen Farbschnitt oder Karakterkarten, die ein Buch nur unnötig verteuern. Der Inhalt sprach für sich und konnte mich auch ohne Firlefanz an sich binden.Das Schriftbild war angenehm und die Seitenaufteilung hat gepasst soweit. Dauerlesen war, zumindest für die Augen, kein Problem. Lediglich der innere Rand hätte etwas großzügiger bemessen sein können, damit man keine Leserillen in den Buchrücken machen muss, wenn man die Zeile komplett sehen möchte.Von der Stabilität her war das Buch locker, aber qualitativ hochwertig gebunden. Das Papier lediglich nicht sehr hochwertig, sodass ich davon ausgehe, dass es nicht lang dauert, bis alles vergilbt ist.Beim Halten des Werkes hatte ich ein wenig meine Probleme. Ich musste es immer wieder irgendwo abstützen, ansonsten habe ich schmerzende Hände riskiert, weil das Buch irgendwie weniger stabil war, als man sich das immer so von einem hochwertigen Buch ausmalt. Die Handlung hat mich, nachdem ich mich an die Eigenarten der neuen Protagonistin gewöhnt hatte, dann doch ganz gut unterhalten. Man merkt mehr als deutlich, dass Herr Tsokos ganz genau weiß, von was er hier schreibt. Das Wissen, welches in der Handlung steckt, ist definitiv nicht recherchiert, sondern etwas, was man in seinem Berufsfeld einfach wissen muss. Hier hat er einfach einen unschätzbaren Vorteil als True Crime Autor.Ich kann dieses Buch nicht nur Tsokos-Fans, sondern wirklich allen True-Crime Fans empfehlen. Die Handlung ist echt und das rechtsmedizinische Wissen ist sehr fundiert und am Ende kann man, wenn man will, noch etwas lernen.