Der Roman setzt sich aus einzelnen Geschichten zusammen, die jedoch alle nicht richtig auserzählt sind
Der mittlerweile 33. Fall für Commissario Guido Brunetti erschien erstmals 2024 unter dem Originaltitel "A Refiner's Fire". Auf der einen Seite geht es in diesem Roman um gewalttätige Jugendbanden, die Angst und Schrecken verbreiten, auf der anderen Seite um einen brutalen Überfall auf den Leiter der Kriminaltechnik der Questura, Enzo Bocchese. Der Überfall scheint mit seiner Sammlung von historischen Statuen zusammenzuhängen. Hintergrund bildet das reale Attentat von Nasiriya. In der irakischen Stadt sind bei der Explosion eines Tanklastzugs am 12. November 2003 28 Menschen, darunter 19 Carabinieri ums Leben gekommen.Mich persönlich stört der verwendete Begriff "Babygangs" für die Jugendbanden, auch wenn ich weiß, dass er mittlerweile verwendet wird. Sehr viel treffender und korrekter empfinde ich z.B. "Jugendgangs" oder "Jugendbanden", denn schließlich handelt es sich bei den Mitgliedern nicht um Babys, sondern um Jugendliche.Vielleicht täusche ich mich, aber ich meine, in diesem Roman Bekanntschaft mit Personal in der Questura zu machen, deren Existenz die Autorin erstmals namentlich erwähnt. Falls ich recht habe, scheint Donna Leon dabei zu sein, einige Veränderungen bei dem im Vergleich mit anderen Krimis wenigen Personal der Questura vorzunehmen. Dafür spricht auch, dass Bocchese, der Leiter der Kriminaltechnik, seinen Abschied ankündigt.Leider scheint die Autorin beim Schreiben dieses Romans irgendwann den Überblick verloren zu haben, da die einzelnen Aspekte oder Teilgeschichten, aus denen das Werk besteht, alle nur so halbgar daherkommen und nicht richtig auserzählt sind. So bleibt ungeklärt, wie der dubiose Anwalt überhaupt auf den Erpressungsversuch gekommen ist, ebenso wie die Motive des Anführers der Jugendbande für seine Angriffe auf Bocchese. Die Herleitung dafür, wie Dario Monforte zu einem Helden gemacht wurde, ist geradezu hanebüchen, ebenso das Motiv seines Überfalls auf einen ehemaligen Kameraden.Keines der letzten Bücher von Donna Leon konnte mich wirklich begeistern und doch lese ich, mich an viele tolle Lesestunden mit früheren Bänden erinnernd, die neu erscheinenden Bücher immer wieder. Diesmal war ich nahe daran, das unausgegorene Konglomerat mit einem Stern zu bewerten. Aus alter Verbundenheit gibt's deren zwei, aber gerade noch so.