Dramatische und spannende Geschichte, die den Zeitgeist lebendig und authentisch abbildet
Alice Bloom wohnt im Hamburger Arbeiterviertel Uhlenhorst und ist in einer Ehe mit einem gewalttätigen Ehemann gefangen. Als die Sorge um ihre Tochter Rosa zunimmt, gibt es für sie nur einen Ausweg: die Trennung von Henk. Doch eine Scheidung ist für eine Frau im Jahr 1913 fast unmöglich. Hilfe sucht sich Alice bei dem Anwalt John Reeven, der eine Sozialsprechstunde anbietet.John entstammt einer angesehenen Hamburger Familie, die Inhaber einer Privatbank und der Holsten Brauerei ist. Als sein Vater erkrankt, muss er sich nicht nur um seine Kanzlei, sondern auch noch um die Brauerei kümmern, die sein Bruder Julius am liebsten verkaufen möchte. Zeit für seine Verlobte Evelyn bleibt dabei kaum. Pro bono übernimmt er das Mandat für Alice und kann dabei schon bald keine professionelle Distanz zu der mutigen Frau wahren, die ihm jedoch nicht die ganze Wahrheit über sich zu offenbaren scheint.Nach den beiden Dilogien "Die hanseatische Familiensaga" und "Die Hamburger Auswandererstadt" ist "Die Nordwind-Saga" die dritte historische Hamburg-Buchreihe von Miriam Georg.Ähnlich wie in den Romanen zuvor handelt auch diese Dilogie von der Lebenssituation von Frauen, sozialer Ungleichheit, dem Kampf um Gerechtigkeit und Freiheit und einer verbotenen Liebe Anfang des 20. Jahrhunderts."Im Nordwind" wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Im Jahr 1913 geht es um Alice, die Mutter der fünfjährigen Rosa ist und sich aus den Fängen einer gewalttätigen Ehe befreien möchte, um ihre Tochter zu schützen. Ihre Wege kreuzen sich mit dem Anwalt John Reeven aus einer gut bürgerlichen Unternehmerfamilie.Alice kämpft für ihre Freiheit und läuft dabei Gefahr, ihr eigenes Leben zu gefährden und das Sorgerecht für ihre Tochter zu verlieren. John, der einem Jurist entsprechendsachlich und akkurat agiert, lässt sich unkontrolliert von seinen Gefühlen leiten.Rückblenden in die Jahre ab 1896 zeigen das Schicksal von Christina, einem Mädchen aus einer Schaustellerfamilie, das an ein Pastorenpaar verkauft wird.Aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt, erhält man einen umfassenden Einblick in die Lebenswirklichkeit von Frauen und Männern, Arm und Reich, Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts und ein lebendiges Abbild der damaligen Zeit. Die Orte, ob einfache Wohnungen im schmutzigen Arbeiterviertel, die prunkvolle Villa am Feenteich oder die gesundheitsgefährdenden Fabriken in Hamburg, werden leicht vorstellbar und sorgen für eine zum Zeitgeist passende Atmosphäre. Der Kontrast aus Arm und Reich und den unterschiedlichen Erwartungen ans Leben sind eindrücklich dargestellt.Die Geschichte ist dramatisch und spannend. Die Schicksale sind berührend, der ungewisse Verlauf ihrer Lebenswege, die sich gerade an einem Scheideweg befinden, sorgen für einen anhaltenden Lesesog.Dabei werden die fiktiven persönlichen Geschichten gelungen mit den vorherrschenden tatsächlichen gesellschaftlichen Problemen verbunden. Es geht um Lügen und Geheimnisse innerhalb der Familien, um Arbeitskampf und Frauenrechte sowie den Kampf um Freiheit und ein selbstbestimmtes Leben.Inhaltlich vielschichtig und mit viel Empathie für die handelnden Personen steht dieser Auftaktband den vorigen Bestseller-Reihen in nichts nach - und endet wiederum gemein offen. Um zu erfahren, wie es mit Alice und John, Rosa, Theodor, Blanche und allen anderen (lieb gewonnen) Figuren weitergeht, lässt am liebsten gleich zu Band 2 "Im Nordlicht" greifen, der bereits erschienen ist.