Ich habe ja nun schon einige feministische Sachbücher gelesen und man könnte meinen, dass doch in allen dasselbe drinnen stehen müsste. Und natürlich überschneiden sich die Themen an einigen Stellen - doch vor allem lerne ich mit jedem Sachbuch immer etwas Neues, eröffnet sich immer noch einmal ein anderer Blickwinkel auf das Patriarchat und den Kampf um weibliche Emanzipation. Genauso ging es mir auch mit "Witches, Bitches, It-Girls" von Rebekka Endler, das den Untertitel trägt: "Wie patriarchale Mythen uns bis heute prägen".In der Einleitung zu ihrem Buch stellt Endler fest: "Das Patriarchat ist nicht - wie viele uns glauben machen wollen - längst Geschichte, es lebt in uns allen weiter und bestimmt unsere Wahrnehmung bis heute." (S. 11) - und knüpft sich in den folgenden 9 Kapiteln patriarchale Frauenbilder, Erzählungen und Denkmuster aus den verschiedensten Bereichen vor, die nicht selten mit misogynen, rassistischen, homophoben und ableistischen Ansichten einhergehen und unsere Gesellschaft bis heute prägen.Wie lebt beispielsweise das Frauenbild der Romantik bis ins 21. Jahrhundert fort? Welche frauenverachtenden Stereotype finden sich damals und heute in Kunst, Literatur und Popkultur? Wie werden Frauen gegeneinander ausgespielt und welche Antwort gibt es schließlich auf die Frage, ob und wie sich das Patriarchat überhaupt überwinden lässt? Rebekka Endler widmet sich auf gut verständliche und dabei wissenschaftlich fundierte Art und Weise einer komplexen Thematik, die in jeden Bereich der Gesellschaft hineinreicht und uns letztendlich alle angeht.Ich habe "Witches, Bitches, It-Girls" teilweise mit angehaltenem Atem gelesen. Denn natürlich kommt einem vieles bekannt vor, hat man zum Beispiel von öffentlichkeitswirksamen Fällen von Misogynie und patriarchaler Gewalt (wie etwa dem von Britney Spears) schon gehört - und doch gab es beim Lesen so viele Aspekte, die mir nicht bekannt waren und die das Geschilderte noch erschreckender und greifbarer gemacht haben. Rebekka Endlers Buch liest sich wie ein Krimi, nein - wie ein Thriller und erzählt dabei doch die wahre Geschichte eines Gesellschaftskonstrukts, das bis heute auf die Unterdrückung der Hälfte der Weltbevölkerung ausgelegt ist und doch fortbesteht.Endler macht dabei auch auf die Gefahren aufmerksam, die von totalitären Regimen, konservativen Ansichten und dem aktuellen Backlash in Bezug auf traditionelle Rollenbilder ausgehen. Ihr Buch klärt also einerseits über die geschichtlichen Hintergründe des Patriarchats auf - zeigt aber andererseits sehr eindrücklich und in klaren Worten, dass wir als Gesellschaft etwas tun müssen, wenn wir nicht in traditionelle Muster zurückfallen wollen. Aus diesem Grund ist "Witches, Bitches, It-Girls" für mich definitiv eines der besten Sachbücher zum Thema Feminismus und Patriarchat und ein unbedingtes Must-Read - nicht nur für Frauen, sondern für alle Menschen.