Wir starten mit den Hauptprotagonisten Lelle Gustafsson, der den Silvervägen rauf und runter fährt um seine vor 4 Jahren verschwundene Tochter Lina zu finden.Seine Frau Anette hat sich von ihm getrennt, zu unterschiedlich sind ihre Herangehensweisen, mit dem Verlust der einzigen Tochter umzugehen und deren Trauer auszudrücken. Lelle zieht sich immer mehr zurück und Verwahrlost beinahe in Auto, Hygiene und Haus. Er hat kaum noch Kontakt zu Außenstehenden, außer wenn er ihnen nachspioniert oder unbequeme Fragen stellt. Er trinkt und raucht Kette und bringt sich oft in sehr grenzwertige Situationen um herauszufinden, wo seine Tochter steckt. Nur noch wenige Menschen finden überhaupt noch Zugang zu ihm und versuchen, ihn aus seinem Selbstmitleid und aus seiner abgrundtiefen Verzweiflung herauszuholen. Mit jeder Fahrt, in jeder Nacht spürt der Leser die intensiven, sehr bedrückenden Gefühle, die hier so deutlich vermittelt werden, dass man das Buch am liebsten gar nicht mehr weglegen möchte. Seine Ex-Frau hingegen hat nicht nur einen neuen Mann Thomas gefunden, sondern nutzt die sozialen Medien auf ihre Weise und oft weiß man nicht, ob das sinnlose Aufmerksamkeit heischen ist, oder ein ernsthafter Hilferuf! Dafür hat sie von mir einige "Augendreher" bekommen, aber jeder auf seine Art und wenn ihr das hilft, bitte!Neben diesem Handlungsstrang gibt es noch ¿ in regelmäßiger Abwechslung ¿ die Geschichte von Meja, deren Mutter Silje ihre Liebhaber und Wohnsitze ständig wechselt und nirgends zur Ruhe kommen kann. So verschlägt es auch die beiden in das neue Städtchen zu Torbjörn, der auch einen sonderbaren Ruf als Pornobjörn vertritt. Während die 17jährige in der neuen Nachbarschaft drei etwas sonderbare Burschen kennenlernt und sich fast zu weit hervorwagt, wird am Campingplatz ein junges Mädchen vermisst. Für Lelle ist die Ähnlichkeit zu seiner Lina mehr als auffällig und er beginnt wiedermal eigenständig zu ermitteln. Ein atmosphärisch unglaublich dichter Roman, der richtig bedrohlich wirkt. Die düstere Stimmung, die wortkargen Menschen, die raue Landschaft ¿ all das ist sehr intensiv herauszulesen und atmosphärisch in die Handlung eingebaut. Auch das die Autorin aus Schweden kommt, ist unverkennbar herauszulesen, genauso wie ihre Liebe zu Land, Wälder und Jahreszeiten. Von der ersten Seite hinweg fasziniert Stina Jackson mit einem klaren, schnörkellosen Stil, bedrückender Spannung und eindringlichen und bildhaften Landschaftsbeschreibungen. Die Stimmung Norrlands passt somit perfekt auf die Seelenqualen von Lelle und Meja und runden das Bild der Verzweiflung, Ruhe und Einsamkeit sehr gut ab.Ab Teil 2 gibt es dann einen kleinen Stilbruch, denn die Perspektiven ändern sich und man erlebt die Spannung sehr viel greifbarer. Das Ende ist für mich zwar etwas zu sehr aus der Schublade geholt, aber wenn man überlegt, dass ich mit Andrea gefühlt jeden verdächtigt habe, war das fast zu erwarten. Also zusammenfassend war das eine sehr beklemmende, aber spannende Geschichte und ich spreche eine Leseempfehlung an alle aus, die etwas für ruhige und düstere Spannungsromane mit viel Landschaft und dichten Wäldern übrighaben.