Mein erster Impuls war, nur drei Sterne zu vergeben - aufgrund einer leichten Enttäuschung. Doch dann habe ich das Büchlein (denn mehr ist es nicht) über Nacht "sacken lassen", und nun sehe ich die Dinge (hoffentlich) ein wenig klarer.
Was man sich vor allem klar machen muss, ist ein wesentlicher Unterschied zu anderen, ähnlichen Büchern (wie beispielsweise von Susan Hill oder Nina Sankovitch, die ich neulich erst las): Anne Fadiman ist Journalistin, und publiziert u. a. im "New York Book Review". Sie ist also das kurze, essayistische Schreiben gewohnt. Zweitens: Das Buch war sozusagen ein Nebenprodukt ihrer Kolumne, die hinwiederum eine Auftragsarbeit war. Es war also kein Buch, das die Autorin ganz von sich heraus geschrieben hätte - und es war von vornherein auf kurze Abschnitte ausgerichtet.
Und insofern kann ich dann doch vier Sterne vergeben. Vermutlich sollte man auch nicht das ganze Buch hintereinander "verschlingen", obwohl das sehr schwierig ist...! Man sollte die einzelnen Kapitelchen als das sehen, was sie ursprünglich auch waren: Teil einer literarischen Kolumne, die über einen Zeitraum von vier Jahren (!) erschien. Anne Fadiman hat unbestreitbar ein Händchen für die Kurzform. Sie hat einen recht eleganten, witzigen Stil, der sich gut und flüssig lesen lässt. Manchmal ist sie dabei ein wenig bissig, aber auf sehr harmlose Weise. Allerdings zitiert sie mir persönlich ein wenig viel; ich hätte lieber mehr ihre eigenen Gedanken gelesen. Aber das ist ein Nebenpunkt, der nicht so sehr ins Gewicht fällt.
Wenn man die einzelnen Artikel unter dem Gesichtspunkt der "Kolumne" betrachtet, dann merkt man schon, dass sie als Journalistin sich teilweise die Themen ein klein wenig aus den Fingern hat saugen müssen. Denn nicht immer haben die Themen unmittelbar mit Literatur zu tun. Es geht auch um die Liebe zu Fremdwörtern, zu Quizsendungen, oder den Drang zum Korrekturlesen. Was allerdings sehr gut rüberkommt, ist die literarische Atmosphäre, in der Anne Fadiman aufwuchs. Welche Eltern haben ihre Kinder schon auf langen Autofahrten literarische Zitate erraten lassen...?! Unglaublich.
Was ich allerdings wirklich nicht gelungen finde, ist die Gestaltung des Schutzumschlags der deutschen Hardcover-Ausgabe. Den finde ich einfach nur hässlich, und dem Inhalt in keinster Weise angemessen. Nun ja. Vielleicht lege ich ihn einfach beiseite. Denn ich werde das Büchlein sicher noch öfters zur Hand nehmen, und mir die Kapitel durchlesen, die mich am meisten erreicht haben.