Bücher versandkostenfrei*100 Tage RückgaberechtAbholung in der Wunschfiliale
NEU: Das Hugendubel Hörbuch Abo - jederzeit, überall, für nur 7,95 € monatlich!
Jetzt entdecken
mehr erfahren
Produktbild: Die Vögel | Tarjei Vesaas
Produktbild: Die Vögel | Tarjei Vesaas

Die Vögel

Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2021 in der Kategorie Übersetzung

(40 Bewertungen)15
230 Lesepunkte
Buch (gebunden)
23,00 €inkl. Mwst.
Zustellung: Fr, 19.09. - Mo, 22.09.
Sofort lieferbar
Versandkostenfrei
Empfehlen
Tarjei Vesaas (1897-1901) ist mit zwei meisterhaften Romanen unsterblich geworden: "Das Eis-Schloss" und "Die Vögel". In "Die Vögel" erzählt er von dem Außenseiter Mattis, der sich in eine kindliche innere Welt zurückgezogen hat und von den anderen Dorfbewohnern als zurückgeblieben verlacht wird. Seinen Lebensunterhalt versucht er mit kleinen Hilfsarbeiten auf dem Feld und im Wald zu bestreiten. Mattis lebt in einer Hütte am See mit seiner Schwester Hege, die den Haushalt führt und ihn versorgt, und er fühlt sich mit der Natur ringsum verbunden. Besonders ziehen ihn die Waldschnepfen an, deren frühlingshaften Balzflug er als Zeichen sieht, als Verheißung, die er nicht entschlüsseln kann. Als eines Tages der Holzfäller Jørgen auftaucht, sich in Hege verliebt und dann auch noch eine Schnepfe erschießt, wird Mattis aus der Bahn geworfen.

In sparsamer, eindringlicher Sprache und in unvergesslichen Bildern beschreibt Tarjei Vesaas das Innenleben des Sonderlings Mattis und seinen Blick auf die Welt, und dabei auch sein Unvermögen, sich auszudrücken, sich mit anderen Menschen zu verständigen. Das Ungesagte zwischen den Zeilen, das im Grunde Unsagbare fügt Vesaas in einzigartiger, unverwechselbarer Weise ins feine Netz der Erzählung und erzeugt damit poetische Spannung und ein unbedingtes Mitgefühl für Mattis. Hinrich Schmidt-Henkel versteht es auf fast magische Weise, die Zwischentöne, Auslassungen und die Verknappung in der deutschen Übersetzung nachzubilden und uns die Geschichte mit ihrer ganz eigenen Melodie so nahezubringen, dass uns gar nichts übrig bleibt, als den Roman und seine Hauptfigur Mattis tief ins Herz zu schließen.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
30. Oktober 2020
Sprache
deutsch
Auflage
Fünfte Auflage
Seitenanzahl
275
Autor/Autorin
Tarjei Vesaas
Übersetzung
Hinrich Schmidt-Henkel
Nachwort
Judith Hermann
Weitere Beteiligte
Judith Hermann
Verlag/Hersteller
Originaltitel
Originalsprache
norwegisch
Produktart
gebunden
Gewicht
355 g
Größe (L/B/H)
195/125/28 mm
Sonstiges
Mit Lesebändchen
ISBN
9783945370285

Portrait

Tarjei Vesaas

Tarjei Vesaas (1897 1970) war der älteste Sohn eines Bauern in Vinje/Telemark, dessen Familie seit 300 Jahren im selben Haus lebte. Vesaas wusste früh, dass er Schriftsteller werden wollte und bereiste in den 20er und 30er Jahren Europa. Nach seiner Rückkehr nach Norwegen verweigerte er die traditionsgemäße Übernahme des väterlichen Hofes, 1934 heiratete er die Lyrikerin Halldis Moren und ließ sich bis zu seinem Tod 1970 in der Heimatgemeinde Vinje auf dem dem Vaterhaus nahe gelegenen Hof Midtbø nieder. Vesaas verfasste Gedichte, Dramen, Kurzprosa und Romane, die ihm internationalen Ruhm einbrachten. Er schrieb seine Bücher auf Nynorsk, der norwegischen Sprache, die anders als Bokmål, das eher vom Dänischen beeinflusste »Buch-Norwegisch« auf westnorwegischen Dialekten basiert. Abseits der Großstädte schuf Vesaas ein dennoch hochmodernes, lyrisch-präzise verknapptes Werk mit rätselhaft-symbolistischen Zügen, für das er mehrmals für den Nobelpreis vorgeschlagen wurde. Als seine größten Meisterwerke gelten »Das Eis-Schloss«, für das er 1964 den Preis des Nordischen Rats erhielt, und »Die Vögel«, das Karl Ove Knausgård als »besten norwegischen Roman, der je geschrieben wurde«, bezeichnete.

Pressestimmen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - RezensionBesprechung vom 06.02.2021

Er sieht die Welt anders
Durchträumte Tage: "Die Vögel" von Tarjei Vesaas

Nein, dieser feinfühlige Roman hat kein Happy End. Schon das "Eis-Schloss", jene Geschichte um ein trauerndes Mädchen, die 2019 ein deutsches Publikum an den norwegischen Meisterautor Tarjei Vesaas erinnerte, wühlte zuweilen stark auf. Doch brach dort zum Ende hin Licht durch, legte sich sogar "ein wenig Wärme" auf das Gesicht der jungen Protagonistin.

Der Ton, den Vesaas in "Die Vögel" anschlägt, einem 1957 und damit sechs Jahre vor dem "Eis-Schloss" erschienenen Buch (deutsch erstmals 1961), ist dunkler, das Buch endet im Herbstwind. Wer das Buch aufschlägt, betritt die Innenwelt eines Mannes, der geistig behindert ist - vor allem aber sensibler als die Menschen um ihn herum. Judith Hermann erwähnt in ihrem Nachwort, dass der Autor von einem "Selbstportrait mit Vorbehalt" sprach. Das ist eine Deutungsmöglichkeit: Tarjei Vesaas, der auf einem Bauernhof aufwuchs und eigentlich auch für dessen Übernahme vorgesehen war, ist ein empfindsamer, stark mit Symbolen arbeitender Autor, der auch Lyrik und Dramen verfasste.

Der geistig zurückgebliebene siebenunddreißigjährige Matti, um den es in "Die Vögel" geht, ist der einzige Bewohner eines landwirtschaftlich geprägten Ortes, der für die Arbeit nicht taugt. Er durchträumt die Tage und bleibt schon deshalb unverstanden, weil er eine Sprache spricht, die seine Gedanken nur andeuten kann. Unvermittelt fragt er Dinge wie "Warum ist es so, wie es ist?", murmelt Sätze wie "Komisch, was man alles träumen kann, wenn man nur will". Überall sieht er Zeichen, die ihn endlos beschäftigen wie eine Schnepfe, die "ihren Balzflug einfach so verlegt". Matti ist ein dauergrübelnder Beobachter des monotonen Daseins. Spürt Dinge, die sonst niemand spürt, sieht Dinge, für die andere blind sind, misst allem Bedeutung bei. Wie ein Dichter.

Man kann "Die Vögel" - ein Werk, das mit seinem reduzierten Setting zuweilen wie ein Werk von Jon Fosse anmutet (der zu den vielen Vesaas-Bewunderern zählt) und doch zugänglicher ist - aber auch schlicht als existentialistische Tragödie lesen. Mit einem grauen Haar, das Matti auf dem Kopf seiner Schwester Hege entdeckt, und besagtem Schnepfenflug, den der "Dussel" Matti als "etwas Gutes" deutet, bis ein Jäger auftaucht und den Vogel per "Meisterschuss" erlegt, beginnt nämlich die Geschichte einer für Matti kaum zu verkraftenden Erkenntnis: Er und Hege, die sich aufopfernd um ihren jüngeren Bruder kümmert und allein mit ihm in einer Waldhütte wohnt, werden nicht auf ewig zusammen sein. "Allmählich ging ihm die Wahrheit auf . . . Du darfst mich nicht alleinlassen!, durchfuhr es ihn, an Hege in ihrer Kammer gerichtet. Was dir und mir auch passiert, du darfst mich nicht alleinlassen." Zuweilen will man fast weinen über diesem Roman, zuweilen schmunzeln. Und schreien.

Matti nimmt sich vor, Hege unter die Arme zu greifen. Er will auf eigene Füße kommen, und zu diesem Traum von einem selbständigen Leben zählt auch, dass sich endlich mal eine Frau in ihn verliebt. Aber das ist alles zum Scheitern verurteilt, die Dinge nehmen ihren Lauf, wie vom "Dussel" befürchtet. Wir staunen unterdessen über die Leichtigkeit, mit der Vesaas seine Motive setzt, die verknappte Sprache, und merken, wie uns das emotional immer aufgeladenere Geschehen unter die Haut kriecht.

Bald fürchtet man um alle Figuren, denen der Verzweifelte begegnet, ob das kichernde Frauen sind, die sich unvermutet neben ihn setzen und nicht wissen, wer er ist, oder ein Holzfäller, der im Ort ankommt und ausgerechnet bei Matti im Boot landet. Und man fürchtet um diesen selbst. Das atemverschlagende Finale, ebenso konsequent wie bestürzend, ist nichts für labile Seelen.

MATTHIAS HANNEMANN

Tarjei Vesaas:

"Die Vögel". Roman.

Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel. Nachwort von Judith Hermann. Guggolz Verlag, Berlin 2020. 279 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

Bewertungen

Durchschnitt
40 Bewertungen
15
38 Bewertungen von LovelyBooks
Übersicht
5 Sterne
30
4 Sterne
9
3 Sterne
1
2 Sterne
0
1 Stern
0

Zur Empfehlungsrangliste
LovelyBooks-BewertungVon Orisha am 27.06.2025
Mattis ist anders als die Menschen in seinem Umfeld. Das spürt er, das weiß er. Jeder Tag ist ein Kampf. Er sollte arbeiten, schließlich ist er ein erwachsener Mann. Er geht los, zu den Höfen, obwohl ihm davor graut. Denn die Menschen reagieren komisch auf ihn, denn er ist komisch, denkt Mattis. Und so vergeht der Sommer. Er findet eine Beschäftigung, er spricht mit Mädchen, er blüht auf und dann kommt eine Veränderung, die er so nicht erwartet hat und Mattis zieht seine Konsequenzen.Vesaas Roman "Die Vögel" erzählt die Geschichte von Mattis und seiner Schwester Hege. Sie leben im Wald, zwischen See und einem Dorf. Sie fristen ein ruhiges Dasein, dass aus der Perspektive von Mattis erzählt wird. Er träumt sich in den Tag, beobachtet seine Umgebung, die Menschen, die Natur, seine Schwester Hege. Er nimmt vieles anders wahr und lebt in seiner eigenen Welt.Und diese Perspektive macht das Buch so besonders. Denn wir kriegen ausschließlich die Welt durch Mattis gespiegelt. Die Menschen, die Dinge nicht wahrnehmen, die nicht wissen, wie sie mit ihm umgehen sollen. Immer schwankend, zwischen Ungeduld, Unverständnis und Mitleid. Mitleid, dass Mattis in seiner vollen Wucht ins Gesicht schlägt. Das ihn verunsichert, ihn in seiner Andersartigkeit bestärkt. Dazwischen gibt es aber auch die glücklichen, die hellen Momente. Wo sein Anderssein in den Hintergrund rückt. Wo er einfach er "Sein" kann, Mattis. Und diese Momente, dieses Changieren zwischen guten und schlechten Momenten, zwischen Geduld und Ungeduld, Menschlichkeit und Unverständnis machen das Buch so wunderbar.Kurzum: Ein ruhiges, aber wichtiges Buch. Das die Welt aus Sicht von jemanden schildert, der nicht ins Raster passt. Lesenswert!
LovelyBooks-BewertungVon Vinschen am 25.06.2025
Zärtliche Erzählung über einen Dussel. Vesaas bringt dem Leser den Dussel Mattis nah. Berührend geschrieben; beachtenswert, 1957 erschienen!