Wenn ein Roman ähnliches Potenzial wie die gelungene Serie mitbrächte, das wäre fast zu schön um wahr zu sein. Tatsächlich sind die Voraussetzungen durchweg günstig, denn einerseits hat sich um das Phänomen "The Chosen" ein eigener Merchandise-Markt entwickelt, andererseits ist der Verfasser des Buchs nicht nur der Vater von Showrunner Dallas Jenkins sondern kein geringerer als Jerry B. Jenkins, der ab Mitte der 1990er mit der epischen "Finale"-Reihe den christlichen Buchmarkt eroberte.Das macht das Buch aber leider noch nicht zum "Must Read", denn wer die zugehörige Staffel gesehen hat, den erwartet nichts Neues. Und das gleich in mehrerer Hinsicht: Die Handlung folgt selbst bei der Unterteilung in neun Abschnitte nicht nur stringent der Serienhandlung, von der Weihnachtsepisode "The Shepherd" bis hin zum Treffen mit der Samariterin am Brunnen. Wenige Szenen sind zwar etwas ausführlicher als in der zugehörigen Folge, da der Roman vermutlich eher auf dem Drehbuch als auf den finalen geschnittenen Episoden basiert, aber darüber hinaus bleibt es bei einer einfach gehaltenen Nacherzählung der bekannten Handlung.Auch eine eigene Erzählstimme jenseits der Dialoge und knappen Handlungsbeschreibung findet der erfahrene Autor nicht. Schade, denn ein Projekt wie dieses könnte ein buchaffines Publikum auf ähnliche Art erreichen wie die Serie die Streamingkunden, sofern sie nicht nur eine Skizze dessen bleibt, was ohnehin schon gezeigt wurde. Ohne die Serie zu kennen funktioniert der Roman leider kaum, da nach wenigen Absätzen schon der nächste Szenenwechsel folgt, historische Hintergründe belanglos bleiben und die Figuren ohne den visuellen Eindruck nicht greifbar werden.Am informativsten ist noch die Nachbemerkung von Dallas Jenkins, der die Entstehungsgeschichte der Serie und seinen Werdegang im Filmgeschäft nachvollzieht. Ja - die Entstehung von "The Chosen" ist ein Wunder, im Gegensatz zu den durchdachten Drehbüchern der ersten beiden Staffeln ist das Buch jedoch eher schmückendes Beiwerk.Originaltitel: "The Chosen - I Have Called You by Name"Bonusmaterial: Nachwort von Brad Powell, Nachbemerkung von Dallas Jenkins