Die Mutter hat wegen Eva die Uni nicht geschafft und muss jetzt jeden Tag hinter dem Obst- und Gemüsestand stehen. Sie hasst dieses langweilige Kaff Zeleznik und neigt insgesamt zu Unzufriedenheit. Der Vater hatte es geschafft. Zwar war er arbeitslos, bis die kleine Eva zwei war, aber dann fand er eine Anstellung als Turnlehrer in dem langweiligen Kaff. Sie verkauften die Wohnung in Belgrad und zogen in das langweilige ... Als Vera kam, war sie das nächste Einzelkind in der Familie. Die Mutter hatte sie zehn Jahre nach Eva nur für sich selbst geboren.Luka war ein guter Kerl, fand Eva, aber ein Ärztekind. Er war nicht durch Pfützen gesprungen wie sie und so wurde die Pfütze zwischen ihnen unüberwindbar. Sie besorgte sich einen Job mit höherem Gehalt und eine eigene Wohnung. Kurz kam Nenad bei ihr unter, weil er sich scheiden ließ. Sie schlitterten in eine Beziehung und nach drei Jahren musste er ausziehen, weil Eva ihre eigene Stimme wieder einmal hören wollte. Eva lernte Tomislar kennen und alles stimmte auf Anhieb, bis er sie wegen seiner Entscheidungsunlust so nervte, dass sie zu ihren Eltern zurückging, aber da war sie schon Marios Mutter. Auf einer Firmenfeier lernte sie Viktor kennen, Adonis höchstpersönlich. Sie mochte nicht, wenn Männer zu gut aussahen, weil das immer über Unzulänglichkeiten hinwegtäuschte, aber Viktor war auch Journalist und Schriftsteller und außerdem Manipulator, Soziopath, krankhaft eifersüchtig und cholerisch, aber das stand nicht auf seiner makellosen Stirn geschrieben. Fazit: Milica Vuckovic hat eine großartige Geschichte erzählt. Großartig, weil sie etlichen Frauen aus der Seele spricht. Ihre Protagonistin lernt einen Mann kennen, der charismatisch und charmant ist, dass er zu viel trinkt, merkt sie zuerst nicht, weil sie einfach mittrinkt. Jedes Mal, wenn er laut oder handgreiflich wird, entschuldigt er sich überschwänglich und tränenreich, kriecht mit kleinen oder größeren Aufmerksamkeiten zu Kreuze, je nachdem wie groß der Schaden ist, den er verursacht hat. Und dann sind da auch wieder die guten Gespräche und seine faszinierende Lebendigkeit und Wertschätzung im Wechsel mit seiner Übellaunigkeit, den Beschimpfungen und Erniedrigungen. Immer wenn sie so weit ist zu gehen, packt er Geschichten über seine schlimme Mutter, den armen Bruder oder den verlorenen Vater aus und leiert ihr echtes Mitgefühl aus dem Kreuz. Mich fasziniert diese Geschichte so sehr, weil sie ganz genau die Mechanismen zeigt, derer sich solche Menschen bedienen, zeigt warum es Frauen so schwerfällt Reißaus zu nehmen. Zuckerbrot und Peitsche höhlen die Hauptdarstellerin, die aus ihrer Sicht erzählt, zunehmend aus. Vortrefflich gelungen finde ich auch, dass die Autorin eine gute Prise Humor und Selbstironie einstreut, das Drama wäre sonst kaum zu ertragen. Und doch wäre ich zu gerne zwischenzeitlich ins Buch gesprungen, um ihr beizustehen, so wütend hat mich das Agieren des Täters gemacht. Wieder so ein ultrawichtiges Buch über Gewalt gegen Frauen und noch dazu so richtig gut lesbar und unterhaltsam. Wieder ein Augenöffner für die Gefahren bedürftiger Frauen.