Adlers Grundlagenwerk zu seiner neu entwickelten PsychologieAus dem Vorwort zur ersten Auflage»Die individualpsychologische Forschung erstrebt eine Vertiefung der Menschenkenntnis, die nur zu holen ist aus dem Verständnis der Stellung des Individuums zu seiner sozial bestimmten Aufgabe. Nur die Bewegungslinie, in der sich die soziale Aktivität einer Persönlichkeit darstellen und empfinden läßt, gibt uns Aufschluß über den Grad der Verschmelzung eines Menschen mit den Forderungen des Lebens, der Mitmenschen, des Weltalls. Sie gibt uns auch Aufschluß über den Charakter, über den Elan, über sein körperlich-geistiges Wollen. Sie läßt sich zurückverfolgen bis zu ihren Ursprüngen in der Zeit der Ichfindung und zeigt uns dort, in der frühesten Position des Menschenkindes, die ersten Widerstände der Außenwelt und die Form und Kraft des Wollens und der Versuche, sie zu überwinden. In diesen frühesten Kindheitstagen schafft sich das Kind irrend und unverständig seine Schablone, sein Ziel und Vorbild und den Lebensplan, dem es wissend-unwissend folgt. Vorbildlich werden ihm dabei alle Erfolgsmöglichkeiten und die Beispiele anderer Überwinder. Den Rahmen gibt ihm die umgebende Kultur. . . . Unsere Individualpsychologie hat aber auch den Nachweis erbracht, daß die Bewegungslinie des menschlichen Strebens zunächst einer Mischung von Gemeinschaftsgefühl und Streben nach persönlicher Überlegenheit entspringt. Beide Grundfaktoren zeigen sich als soziale Gebilde, die erste als angeboren, die menschliche Gemeinschaft festigend, der zweite als anerzogen, als naheliegende allgemeine Verführung, die unablässig die Gemeinschaft zum eigenen Prestige auszubeuten trachtet. «
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1. Die Individualpsychologie, ihre Voraussetzungen und Ergebnisse
2. Psychischer Hermaphroditismus und männlicher Protest ein Kernproblem der nervösen Erkrankungen
3. Weitere Leitsätze zur Praxis der Individualpsychologie
4. Individualpsychologische Behandlung der Neurosen
5. Zur Theorie der Halluzination
6. Kinderpsychologie und Neurosenforschung
7. Die psychische Behandlung der Trigeminusneuralgie
8. Das Problem der »Distanz«
9. Über männliche Einstellung bei weiblichen Neurotikern
10. Beitrag zum Verständnis des Widerstands in der Behandlung
11. Syphilidophobie
12. Nervöse Schlaflosigkeit
13. Aus den individualpsychologischen Ergebnissen bezüglich Schlafstörungen
14. Über die Homosexualität
15. Die Zwangsneurose
16. Zur Funktion der Zwangsvorstellung als eines Mittels zur Erhöhung des Persönlichkeitsgefühles
17. Nervöser Hungerstreik
18. Traum und Traumdeutung
19. Zur Rolle des Unbewußten in der Neurose
20. Das organische Substrat der Psychoneurosen
21. Lebenslüge und Verantwortlichkeit in der Neurose und Psychose
22. Melancholie und Paranoia
23. Individualpsychologische Bemerkungen zu A. Bergers »Hofrat Eysenhardt«
24. Dostojewski
25. Die neuen Gesichtspunkte in der Frage der Kriegsneurose
26. Myelodysplasie oder Organminderwertigkeit?
27. Über individualpsychologische Erziehung
28. Die individuelle Psychologie der Prostitution
29. Verwahrloste Kinder