Schon früh war Anais Nin von dem unbändigen Drang getrieben,
alles um sie herum zu beobachten und zu verstehen, Gesten und
Regungen anderer Menschen auch ihre eigenen wahrzunehmen, zu
ergründen und in Worte zu fassen. Konflikte, Freud und
Leid ihrer Freunde bleiben ihr nicht verborgen, bewegen sie tief.
Besonders betroffen ist sie vom harten Lebenskampf ihrer Mutter,
die sie und ihre beiden Brüder mit Näharbeiten durchzubringen
versucht. Die Familie war von Paris nach New York gezogen, nachdem
der geliebte Vater die Familie um einer anderen Frau willen im
Stich gelassen hatte.
Um die Mutter zu entlasten, sitzt Anais Malern Modell und zieht
sogar eine Heirat mit einem reichen Kubaner in Erwägung,
um endlich die Mutter von allen finanziellen Sorgen zu befreien...
Zum Schreiben bleibt Anais wenig Zeit, und doch nutzt sie jede
freie Minute, selbst während kurzer Pausen im lärmenden
Foyer eines Hotels.
Im Mittelpunkt dieses Tagebuchs steht jedoch ihre Beziehung zu
Hugo (Hugh Guiler), den sie bei einer nachbarlichen Gartenparty
kennenlernt. Er ist für sie das Idealbild eines Mannes,
empfindsam und kraftvoll, intelligent, gebildet, aktiv und doch
innerlich zerrissen. Dies führt zu Konflikten, zu ersten
Liebesschmerzen.
Anais lebt in dem ständigen Konflikt, ihre intellektuellen
Ansprüche und ihre Weiblichkeit zu vereinen, und beschreibt
mit einer unglaublichen Ehrlichkeit und Klarheit ihre Entwicklung
hin zu einer selbstverantwortlichen und doch sehr weiblichen Frau.