Die Frühe Neuzeit hat in den Geschichts- und Kulturwissenschaften ein eigenes Profil gewonnen. Die Buchreihe Frühe Neuzeit dient der Grundlagenforschung in Gestalt von Editionen, Monographien und Sammelbänden. Sie strebt nicht die großräumige Überschau an, die vorschnelle Synthese oder prätentiöse Konstruktion, sondern nimmt den Umweg über die Arbeit am Detail und die Erkundung verschütteter Traditionszusammenhänge. Ein besonderer Akzent liegt auf Untersuchungen, welche die Grenzen der Fachdisziplin überschreiten.
Ökonomisch zu handeln heißt in der westlichen Moderne, den eigenen Vorteil zu verfolgen, aber - so das übliche Vertrauen in eine produktive Eigendynamik des Marktes - mit dem Ergebnis eines indirekten Nutzens für alle. Analysiert wird, wie sich ein solches Marktvertrauen in der "späten Frühen Neuzeit" herausbildete. Den literarischen Bezugspunkt bildet die Komödie, deren Geldaffinität nicht nur motivisch hervorsticht. Vielmehr lassen sich ihre Handlungsstrukturen als Modelle marktwirtschaftlichen Verhaltens und der entsprechenden Weltverlaufserwartungen interpretieren, denn die Komödie basiert auf Lizenzen zu normwidrigem Verhalten, vermittelt trotzdem aber das Vertrauen in einen guten Ausgang. Methodisch setzt die Studie mit einer gattungstheoretischen Explikation der Strukturhomologie von Komödie und Geldwesen an. Historisch verfolgt werden beider Interferenzen in mehreren Wissens- und Sozialbereichen: in der Wirtschaftstheorie bis zu Adam Smith, im Konzept des kaufmännisch-strategischen Politicus sowie im Spiel (mit einem Spektrum von der Mutwilligkeit bis zum Providenzvertrauen). Besondere Berücksichtigung finden die (Denk-)Formen sozialer Theatralität sowie die Marktsituation des Theaters. Einzelanalysen von "The Merchant of Venice" bis "Minna von Barnhelm" fächern die Vielfalt der Komödientypen im Schul- und Wandertruppentheater, unter moraldidaktischer Zwecksetzung oder in der Commedia dell'arte-Tradition, im Dienste höfischer Repräsentation oder bürgerlicher Sozialprogrammatik exemplarisch auf, zentriert auf das Reich, aber unter Einbezug französischer und englischer Vorlagen. Anhand der Komödie des Barocks und der Aufklärung wird damit zugleich die Möglichkeit einer post-sozialgeschichtlichen Gattungsgeschichtsschreibung erprobt.