In der Literatur haben Freundschaften in diachroner wie synchroner Perspektive eine lange Tradition, und dies meint einerseits zunächst die Darstellung in literarischen Texten. Andererseits ist mit "Freundschaft" auf die "wirkliche Wirklichkeit" (Anna Seghers) verwiesen, denn es geht um das, was man Künstlerfreundschaften nennt. Denen wird man rückblickend nicht zuletzt über Biografien, Briefwechsel, Erinnerungen oder Zeitzeugengespräche auf die Spur kommen können. In literatursoziologischer Perspektive ist herausgearbeitet worden, dass Schriftsteller literarischen Gruppen beitreten, um über die Gruppenzugehörigkeit ihre soziale Identität zu entwickeln und zu stabilisieren. Derartige Fragen spielen in dem Band eine Rolle, in dem zunächst theoretische Konzepte von Freundschaft diskutiert werden, die von der Antike bis in die Gegenwart führen. In der deutschen Geschichte - aber nicht nur dort - gilt die Zeit zwischen 1750 bis 1850 als "große Epoche der Freundschaft". Entsprechend setzen die Fallstudien in der Romantik ein und führen in einem Teil mit Beiträgen zu ausgewählten Autoren über die Neue Sachlichkeit sowie die Zeit des Nationalsozialismus bis in der Literatur unmittelbar nach 1945. Schließlich geht es einerseits um Freundschaften im Umfeld der Gruppe 47 in der bundesdeutschen Literatur und andererseits um vergleichbare Entwicklungen in der DDR. Dabei rücken das Werk von Christa Wolf wie auch die von ihr über Jahrzehnte gepflegten Freundschaften ins Zentrum. Der letzte Teil des Bandes führt in die Literatur der Gegenwart und wendet sich insbesondere jugendlichen Protagonisten und den von ihnen realisierten Freundschaftsbeziehungen zu. Den Abschluss des Bandes bildet ein Gespräch mit Jan Faktor, in dem es neben der eigenen Poetologie auch um die Rolle von Freundschaft im Künstlerbiotop Prenzlauer Berg in der DDR der 1980er Jahre geht.
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