In der Tat war mein erstes Buch von Krishnamurti eine Art Querschnitt bzw. Zusammenschnitt aus seinen Werken. Da mich dies neugierig gemacht hatte, besorgte ich mir zunächst dieses bekannteste Buch von ihm. Wie die meisten seiner Werke besteht auch dieses aus Zusammenfassungen einzelner Texte. Nach der Lektüre war ich zwar ergriffen und von den direkten Lehrinhalten berührt, so richtig mitgenommen hat mich dann allerdings erst sein "Das Wesentliche ist einfach". Ich kann gar nicht mehr so genau sagen warum, jenes Werk liest sich einfach besser als dieses, es wirkt "runder" auf mich.Das ist der einzige Grund für meine 4 Sterne statt 5. Die eigentlichen Inhalte sind dieselben, man wird tatsächlich abgeholt - wenn man bereit dafür ist. Die Wandlung dieses Mannes an sich (vom Anführer einer Glaubensgemeinschaft zum weltweiten spirituellen Lehrer) beinhaltet schon eine gewisse Dramatik, die in der für ihn typischen Direktheit und Schonungslosigkeit auch in diesem Buch zum Ausdruck kommt. Man muss dennoch kein Masochist sein, um es zu lesen - der Wille dazu, sich schonungslos anzusehen, reicht aus.Sollte man Krishnamurtis Lehre in einen kurzen Satz fassen (der natürlich massiv nach Interpretation verlangt), so wäre es wohl der Titel eines seiner weiteren Werke, was ich zurzeit aber noch nicht kenne: "Das Denken ist dein Feind." (Gemeint ist: beim Finden totaler Freiheit!) Man vergleiche das einmal mit "Cogito ergo sum" - was für ein Gegensatz! Und wieder einmal kommt man dahin: Was zu dir (also zu deinem Wesenskern) spricht, das ist für dich bestimmt. Extreme helfen nicht weiter, sie dienen höchstens zum Provozieren.Wer den Mut hat, an seinen eigenen Vorstellungen rütteln zu lassen (besonders, wenn sie auf "westlicher" Prägung beruhen), dem lege ich diesen Autor ans Herz.