Es gibt diese eine Sache, für die du alles andere aufgeben würdest. Vielleicht ist es ein Mensch, ein Beruf, ein Zukunftstraum oder eine Leidenschaft. Vielleicht würde man es, wenn man gefragt wird, gar nicht als das wichtigste im Leben bezeichnen. Aber in seinen Entscheidungen zeigt sich, dass man die anderen Dinge dafür opfern würde. Jordan Peterson nennt diese Sache Gott. In seinem Buch We who wrestle with god schreibt er über unsere persönlichen Götter und über den einen absoluten Gott, mit dem die ganze Menschheit seit Beginn der Zeit am ringen ist.
Jordan Peterson ist eine extrem spannende Person, weltweit bekannt und höchst gebildet. Sein Ansatz, die Bibel durch die Brille der Psychologie (was sein Fachgebiet ist) zu lesen, ist faszinierend und hat mir als Christ, der die Bibel sein ganzes Leben schon liest und ausgelegt bekommt, überrascht. In den guten Kindergottesdienstgeschichten von Adam&Eva, Kain&Abel, Noah, Babel, Abraham, Mose und Jona weist Peterson auf Aussagen im Text hin, die ich so noch nie gehört habe. Bei allem geht es immer wieder um generelles Verhalten von Menschen. Und es geht um die Aufforderung der Bibel, dem maximal Wahren und Lebensspendenem, also Gott, sein Jetzt zu opfern.
Die erste Hälfte des 500 Seiten Buchs hatte mich sehr abgeholt. Ich hatte auf jeden Fall auch dort schon kritische Punkte. Seine Bibelauslegung wirkt oft willkürlich. Er benutzt die Bibel auf die selbe Art wie er auch die Geschichten von König der Löwen, Pinnochio, Terminator oder babylonische Mythen verwendet. Als Bibelschüler würde ich ihm unterstellen, seine Themen in die Geschichten der Bibel hinein zu lesen und nicht nach der beabsichtigten Aussage der Texte zu fragen. Aber die zweite Hälfte hatte mich dann zusätzlich an Stellen gelangweilt. Nachdem man seine Art mit den Geschichten umzugehen, kennengelernt hat, lässt die Begeisterung nach.
Es lohnt sich auf jeden Fall, in das komplexe Gehirns Jordan Petersons reinzulesen. Aber der Hype, der um das Buch gemacht wird (sowohl mit dem Vorwurf häretisch zu sein als auch genial) finde ich übertrieben.
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