Bücher versandkostenfrei*100 Tage RückgaberechtAbholung in der Wunschfiliale
NEU: Das Hugendubel Hörbuch Abo - jederzeit, überall, für nur 7,95 € monatlich!
Jetzt entdecken
mehr erfahren
Produktbild: Hotel Dellbrück | Michael Göring
Produktbild: Hotel Dellbrück | Michael Göring

Hotel Dellbrück

(2 Bewertungen)15
220 Lesepunkte
Buch (gebunden)
Buch (gebunden)
22,00 €inkl. Mwst.
Zustellung: Do, 02.10. - Mo, 06.10.
Sofort lieferbar
Versandkostenfrei
Empfehlen
"Hoch aktuell"
Bayerischer Rundfunk/BR2 am 24. 11. 2018

"Hotel Dellbrück ist ein Roman über den Sturm, der zu allen Zeiten Menschen über die Kontinente weht."
Hamburger Abendblatt am 22. 11. 2018

"Mit diesem Werk ist Michael Göring . . . endgültig als gewichtige Stimme in der deutschen Literatur der Gegenwart angekommen."
Flensburger Tageblatt am 27. 11. 2018

". . . ein wahrer Parcours durch die Religionen und Erdteile, ein mahnendes deutsches Erinnerungsbuch."
Jüdische Allgemeine am 11. 10. 2018

Dezember 1938: Sigmund, 15 Jahre alt, sitzt im Zug nach England. Sigmund ist Jude, Waisenkind, aufgewachsen im Hotel Dellbrück, dem Bahnhofshotel einer westfälischen Kleinstadt. Mit dem Kindertransport kommt er nach Cornwall, wo er von einem methodistischen Ehepaar aufgenommen wird. Hier überlebt er den Krieg und den Holocaust, studiert und wird Lehrer.
1949 entscheidet sich Sigmund für die Rückkehr nach Deutschland. Er unterrichtet an derselben Schule, an der er zwölf Jahre zuvor als »Judenlümmel« schikaniert wurde. Sigmund heiratet Maria, die Tochter des Hoteliers Tono Dellbrück, mit der er vor seiner Flucht nach England aufgewachsen ist. Doch Sigmund fällt es schwer, im Nachkriegsdeutschland heimisch zu werden. Auch sein Sohn Friedemann, der 1955 auf die Welt kommt, ist lange auf der Suche nach Heimat und Bindung. Nach dem Abitur fährt er 1975 mit dem Magic Bus das erste Mal nach Indien, später lebt er eine Zeit lang in Poona und zieht Anfang der 1990er-Jahre mit seiner Freundin Cleo nach Australien.
Der Ankerpunkt in Deutschland bleibt das Hotel Dellbrück. Als Frido 2018 auf Besuch in Deutschland vor dem Hotel steht, ist es ein Flüchtlingswohnheim. Unerwartet stark empfindet der jetzt 63-Jährige die Kräfte des Ortes, der ihn und seinen Vater einst so sehr geprägt hat. Der Gang durch das ehemalige Hotel verändert Fridos Leben.
Göring greift in diesem Roman erneut zu großen Themen und erzählt sie spannend, einfühlsam und mit leichter Hand: Wie sehr prägt das Schicksal des jüdischen Vaters, der zwischen Schuld- und Hassgefühlen nicht zur Ruhe kommt, den Sohn Frido? Wo findet man Heimat? Wie meistert der Einzelne die Sehnsucht nach Spiritualität und Bindung? Frido stellt die Frage radikal: Wann macht das Leben Sinn? Und wie zuvor Sigmund erlebt auch Frido, wie wichtig es ist, den rechten Moment nicht zu verpassen, wenn man mutig springen und sich Unbekanntem öffnen muss.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
28. August 2018
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
360
Autor/Autorin
Michael Göring
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
568 g
Größe (L/B/H)
205/130/40 mm
ISBN
9783955101657

Portrait

Michael Göring

Michael Göring, geboren 1956, ist in Westfalen

aufgewachsen. Er studierte Literatur und ist

heute Leiter der gemeinnützigen ZEIT-Stiftung.

Von ihm erschienen bereits drei Romane:

Der Seiltänzer (2011), Vor der Wand (2013) und

Spiegelberg (2016).

Pressestimmen

"Hoch aktuell"
Bayerische Rundfunk/BR2 am 24. 11. 2018

"Hotel Dellbrück ist ein Roman über den Sturm, der zu allen Zeiten Menschen über die Kontinente weht."
Hamburger Abendblatt am 22. 11. 2018

"Mit diesem Werk ist Michael Göring . . . endgültig als gewichtige Stimme in der deutschen Literatur der Gegenwart angekommen."
Flensburger Tageblatt am 27. 11. 2018

". . . ein wahrer Parcours durch die Religionen und Erdteile, ein mahnendes deutsches Erinnerungsbuch."
Jüdische Allgemeine am 11. 10. 2018

Besprechung vom 17.04.2019

Von Westfalen in die Welt, auf Erkenntnis eingestellt
Zwischen Katholizismus, Judentum und Bhagwan-Sekte: Michael Görings Geschichtsroman "Hotel Dellbrück"

Juden, schreibt Sigmunds Mutter vor ihrem frühen Tod in einem Brief, seien Gottes auserwähltes Volk und daher immer auf der Suche nach ihrem Glück, immer auf dem Weg zu ihrer Heimat. Diese Zeilen sind für die Lebenswege von Sigmund Rosenbaum und dessen Sohn Frido programmatisch. Von beiden erzählt Michael Göring im Generationenroman "Hotel Dellbrück".

Es ist das Jahr 1938. Im Alter von fünfzehn Jahren flieht Sigmund aus der westfälischen Heimat Lippstadt mit dem Kindertransport ins britische Wadebridge. Vom Lehrer als "Judenlümmel" beschimpft, wähnt sein deutscher Pflegevater ihn bei sich im Hotel Dellbrück nicht mehr in Sicherheit. Wie rund zehntausend andere Kinder auch, schickt man ihn fort. Ein methodistisches Ehepaar nimmt den staatenlosen Waisenjungen auf. Es geht ihm gut bei seinen "foster parents". Sigmund wächst heran, wird Lehrer und kehrt nach dem Krieg zurück nach Deutschland.

Er gründet eine Familie mit Rile, einer Tochter der katholischen Dellbrücks. Sie erleben Höhen und Tiefen; Affäre, Hausbau und akademische Karriere des Mannes eingeschlossen. Inmitten einer Gesellschaft, die nicht an die Vergangenheit erinnert werden möchte, erforscht Sigmund in seiner Freizeit die Geschichte jüdischer Familien, spricht mit Überlebenden, zeichnet alles auf - und nervt damit bisweilen Frau und Kind.

Im Vergleich zum strebsamen Vater nimmt sich Sohn Frido als sinnsuchendes Wohlstandskind aus, das nach dem Abi Mitte der siebziger Jahre Siddhartha lesend mit dem Magic Bus nach Indien fährt, Studiengänge abbricht und wiederaufnimmt. Um einen Weg zu sich zu finden, pilgert er zum indischen Guru Bhagwan Osho. Dann wird er erwachsen, geht nach Australien. Als er dreiundsechzig Jahre alt ist, reist Frido nach Deutschland zum Hotel Dellbrück, das inzwischen ein Flüchtlingsheim ist.

Mit diesem Besuch an einem Junitag im Jahr 2018 setzt der Roman ein. Insgesamt fünfmal kehrt die Erzählung zurück an diesen Tag, der gemeinsam mit dem letzten der einunddreißig Kapitel, das an dessen Folgetag handelt, den ersten Handlungsstrang bildet. Der zweite erzählt chronologisch vom Leben Sigmunds und konzentriert sich im letzten Drittel des Romans auf Frido.

Nicht immer gelingt es Göring, die großangelegte Erzählung kunstvoll zusammenzuhalten. Als Frido bei seinem Besuch im vormaligen Hotel Dellbrück auf einen jungen Flüchtling trifft, der schon im ersten Kapitel nach Fridos Lebensgeschichte fragt, hat der "keine Lust, seine Geschichte zu erzählen". Mit dieser Erzähltechnik vertagt der Autor häufiger Themen. Jahre später, auf der Fahrt nach Indien, hat der Abiturient "wenig Lust zu reden", und im Alter hat er bei einem Ausflug mit der Mutter "keine Lust, mit Mutter jetzt über Sinn zu sprechen". Man könnte dieses Motiv als Charakteristikum Fridos betrachten, wenn nicht auch sein Vater auf einer Zugreise im Jahr 1949 "keine Lust" hätte, einem Mann im Abteil "seine Geschichte zu erzählen".

Bei besagter Zugreise sieht Sigmund schon zum zweiten Mal sein zerbombtes Heimatland, aber erst jetzt passt eine Beschreibung der Verwüstung in die Handlung. Also fragt Sigmund sich, ob er "die Zeugen dieser Katastrophe" bei seiner letzten Fahrt übersehen habe. Auch sein Sohn fragt sich bei einer Fahrt durch Bombay, ob er das Elend auf den Straßen "1975 bei seiner ersten Indien-Reise auch wahrgenommen" hatte, um es dann ausführlich zu beschreiben.

Bisweilen wirkt der Roman inhaltlich so, als solle er das Potential zum politischen und historischen Lehrstück für die neunte Klasse haben - was er zweifelsohne hat. Nur stören die pädagogischen Erkenntnissätze den Erzählfluss: Frido stellt im Gespräch mit dem Flüchtling etwas unvermittelt fest, dass sein Vater Sigmund "wie du als unbegleiteter Jugendlicher aus seinem Heimatland nach England geflohen" ist. Am Rande eines Abendessens wird die Genese der Stolpersteine eingefügt. Auf einer Reise gen Indien mit Zwischenhalt in Istanbul übt Frido Selbstkritik: "Wieso, fragte er sich, hatte er eigentlich die ganze Zeit geglaubt, außerhalb von Europa sei alles eher grob, schlicht, primitiv und anspruchslos?"

Subtiler hingegen kommt die Suche nach religiöser Identität im Roman zur Sprache. Göring schafft mit "Hotel Dellbrück" ein Stück narrativer Religionssoziologie: Wie sehr das westfälische katholische Milieu Sigmund geprägt hat, zeigt die Not-Barmizwa nach dem Vorbild einer Not-Taufe, die er allein mit einem jüngeren Flüchtlingsjungen in Großbritannien feiert. Nach Psalm und Lesung macht Sigmund "den Segen mit dem Kreuzzeichen, wie er es früher bei Dechant Schlotmann gesehen hatte, war sich aber nichts sicher, ob das Kreuzzeichen in dieser Situation wirklich richtig war". Auf seinem Bewerbungsbogen für das Schulamt gibt er an, er sei jüdisch/methodistisch. Sein britischer Pflegevater hatte ihn zur Taufe gedrängt. Zurück in Lippstadt, wird er katholisch - zumindest formal. Zeitlebens bleibt Sigmund auf der Suche nach metaphysischer Heimat. Die jüdische Tradition ist ihm eingeschrieben und bleibt ihm doch fremd.

Sohn Frido erbt diese Unrast. Er ist ein religiöser Hybrid, eine Mischung aus Christ und Buddhist, etwas jüdisch, vom indischen Guru Bhgwan Osho geprägt und überwiegend Atheist, wie er selbst bekundet. Als das katholische Milieu längst Geschichte ist, fährt Frido mit seiner verwitweten Mutter nach Lourdes. Sie sprechen über Heimat. Sie sagt, Sigmund habe sich mit seiner Forschung zum Schicksal jüdischer Familien "seine geistige Heimat selbst geschaffen". Als er sich dorthin aufmachte, war sie dünnbesiedelt.

In einem Gespräch zitiert Sigmund einen Satz des amerikanischen Schriftstellers William Faulkner: "Die Vergangenheit ist nicht tot, sie ist nicht einmal vergangen." Michael Göring hat sie zum Leben erweckt; mit erzählerischen Schwächen, aber zum Leben.

TOBIAS SCHRÖRS

Michael Göring:

"Hotel Dellbrück". Roman.

Osburg Verlag, Hamburg 2018. 420 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

Bewertungen

Durchschnitt
2 Bewertungen
15
1 Bewertung von LovelyBooks
Übersicht
5 Sterne
0
4 Sterne
2
3 Sterne
0
2 Sterne
0
1 Stern
0

Zur Empfehlungsrangliste
Von Lia48 am 05.07.2019

Lesenswert, trotz ein paar Schwächen

INHALT: Das Hotel Dellbrück in Lippstadt versteht sich als große Familie. Deshalb nehmen Tono und Emmi den damals 3-jährigen Sigmund wie ihren eigenen Sohn bei sich auf, als dessen Mutter, eine Angestellte des Hotels, stirbt. Gebürtig ist Sigmund Jude, wächst jedoch katholisch auf. Als die Juden in Deutschland immer mehr unterdrückt und schikaniert werden, beschließt Tono schweren Herzens, Sigmund sicherheitshalber nach England zu schicken. Sigmund ist 15 Jahre alt, als er 1938 allein mit dem Kindertransport das Land verlässt. Seine neuen Pflegeeltern in Wadebridge gehören den Methodisten an und wollen, dass ihr Pflegesohn sich ebenfalls ihrer Glaubensgemeinschaft anschließt. Deutschland ist im Krieg und bald kämpft auch England gegen die Deutschen. Und irgendwann weiß Sigmund gar nicht mehr, wo er überhaupt hingehört und wo sein Zuhause ist... Sein Sohn Frido steht 2008 vor dem Hotel Dellbrück und möchte einen Blick in die Räumlichkeiten werfen und in Erinnerungen schwelgen. Wie oft hat er damals im Hotel verstecken gespielt! Frido lebt seit vielen Jahren in Australien, war nach dem Abitur in Indien und ist momentan zu Besuch in Deutschland. Doch wo ist eigentlich seine Heimat? MEINUNG: In diesem Buch erwartet den Leser eine Geschichte, welche einen Identitätskonflikt über mehrere Generationen anschaulich in den Mittelpunkt stellt: "Aber du bist doch jetzt Engländer, bist doch gar kein Deutscher mehr." (S.186) Sigmund weiß irgendwann nicht mehr, wo er überhaupt hingehört. Er steht zwischen Deutschland und England, beides Länder in denen Menschen leben, die ihm wichtig geworden sind und sich nun gegenseitig bekriegen. "Aber du bist Methodist, du bist nicht mehr einer von ihnen." (S.208) In welcher Religion ist er eigentlich beheimatet? Irgendwas in ihm ist jüdisch, er wird häufig als Jude beschimpft, aber eigentlich fühlt er sich gar nicht als Jude. Schließlich ist er katholisch aufgewachsen aber bei den Methodisten fühlt er sich auch nicht unbedingt heimisch. Die Frage nach der Heimat, Familie, Spiritualität, Schuldgefühle, all das spielt geschickt verknüpft mit den historischen Ereignissen zu jener Zeit, eine thematische Rolle im Buch, was mir gut gefallen hat. Abwechselnd werden die Geschichten von Vater und Sohn erzählt. Dabei steht Sigmunds Lebenslauf im Vordergrund. Fridos Geschichte bildet anfangs mehr den Rahmen, und tritt erst etwa im letzten Drittel des Buches in den Fokus. Großes Mitgefühl wurde bei mir geweckt, als Sigmund den Hass auf Juden zu spüren bekommt und schließlich seine Familie verlassen und allein für mehrere Jahre nach England gehen muss. Bei Fridos Geschichte, hätte ich später gerne noch ein paar weitere emotionale Momente erlebt. Mit dem Schreibstil bin ich gut zurecht gekommen, die Verwendung einiger englischen Worte (bei Sigmunds Zeit in England) empfand ich als passend, da sich der 15-Jährige hier erst noch an die fremde Sprache gewöhnen muss und noch nicht alles versteht. Zwischendurch sind immer wieder einige Briefe enthalten, die für Abwechslung sorgen. Das zumeist langsame Fortschreiten in der Handlung, ließ das Buch auf mich sehr authentisch wirken. Besonders am Anfang konnte mein Interesse aufrecht erhalten werden. Ab dem Mittelteil gab es dann doch so einige Längen für mich, auch wenn ich immer wieder zurück in die Geschichte gefunden habe. Die Schilderungen im ca. letzten Drittel des Buches über Fridos Aufwachsen & Zeit in Indien, stellten mir persönlich einen etwas zu hohen Kontrast zum vorherigen Geschehen dar. Passend zum Rest des Buches, hätte ich mir diesen Teil ausführlicher beschrieben sowie vielleicht zusätzlich noch eine paar Perspektivwechsel mehr gewünscht. Den Schluss dagegen empfand ich als äußerst stimmig. Gekonnt werden die beiden Handlungsstränge hier miteinander verwoben, so dass die Geschichte um Sigmund und Frido und deren Suche nach Heimat, ein rundes Ganzes ergibt. FAZIT: Ein sich eher langsam entwickelndes Buch, das für mich ab der Mitte etwas schwächer wurde, mir insgesamt aber gefallen hat und einen Identitätskonflikt über mehrere Generationen gut zum Ausdruck bringt. 3,5/5 Sterne!