Noel muss fort. Seine Mutter ist im Krankenhaus, wohl noch eine ganze Weile, und er soll mit dem Mann mit dem Bart mitgehen. In Neuerkerode ist alles anders und doch kommt Noel dort irgendwann auch seelisch an. Ab sofort begleitet der/die Leser*in den Jungen in seiner Weltanschauung.
Noel ist ein hervorragend sympathischer und genialer Protagonist der gerade durch seine menschlichkeit und Authenzität überzeugt. Ich würde ja behaupten man merkt, dass der Autor/Zeichner des Novels sich jahrelang in Recherchearbeiten gestürzt hat um der Seele des Dorfes (Neuerkerode ist ein Ortsteil mit dem Sitz einer evangelische Stiftung für Menschen mit geistigen Behinderungen) 1:1 auf dem Papier einzufangen.
Neben der ungewöhnlichen Perspektive Noels hat mich der Graphic Novel von Mikael Ross noch aus zwei weiteren Gründen fasziniert: Die Zeichnungen. Schon in "der verkehrte Himmel" begeisterten mich die lebhaften und ausdrucksstarken Bilder des Künstlers, hier wirken sie nochmal ganz anders und genauso stark. Die Buntstiftzeichnungen sind außerdem so detailreich wie ich es selten erlebt habe & ebenso heftig habe ich die Macht der Farben gespürt wie hier.
Zweiter Grund ist der Humor oder der Charme. Auch wenn die Grundthematik irgendwo tieftraurig ist, schafft Mikael Ross es stets etwas humorvolles mit einzubauen, ein kleines Lächeln zu hinterlassen das auch bei dunklen Thematiken durchscheint.
"Der Umfall" ist eien mutmachende Geschichte von starken Menschen mit einzigartigen Geschichten. Ich bin so froh, den Band gelesen zu haben.