,,Das liebe Böse - Warum wir gut sein wollen und nicht können" der Autorin und zugleich forensischen Psychiaterin Nahlah Saimeh ist ein Buch, welches sich über Prinzipien und allgemeine Beweggründe menschlichen Handelns und Bedürfnisse Gedanken macht. Dies ist kein True Crime-Buch, denn hier wird sich größtenteils über soziologische und psychologische Aspekte der Kriminalität geäußert. Das 128-seitige Buch ist am 18. Februar 2022 im Verlag Fischer & Gann erschienen.
Nahlah Saimeh setzt sich mit der Frage auseinander, ob das Böse lieb sein kann. Als Psychiaterin der Forensik mit jahrelanger Erfahrung hat sie schon in unzählige Abgründe menschlicher Abgründe blicken müssen, sodass sie sich sicher ist, dass ,,das Böse" nicht lieb sein kann. Denn ,,das Böse" ist ein abstraktes Prinzip und Menschen, die Böses tun, können auch liebe Seiten haben. Ihre Erklärungen sind interessant und regen definitiv zum Nachdenken an, da mir aus verschiedenen Blickwinkeln das menschliche Verhalten näher gebracht wurde. Warum ein Mensch zu Bösem fähig ist, wird verständlich erklärt. Wie das menschliche Verhalten nicht nur erst ab dem ersten Atemzug geprägt wird, fand ich besonders spannend zu erfahren. Nahlah Saimeh setzt sich mit der Metapher vom Rucksack auseinander und zeigt auf, wie vorgeburtliche Einflüsse und Erfahrungen in der Kindheit das weitere Leben prägen. Des Weiteren setzt sie sich mit Antisozialität und Kriminalität sowie ,,das Böse" und die Moral auseinander. ,,Das Böse" wird als Fehlgeburt des radikalen Sittlichen dargestellt, da keine Ungeheuer geboren werden. Warum Straftaten immer einen Grund haben, wird detailliert erläutert, was ich auch absolut nachvollziehen konnte. Die Sichtweise von Nahlah Saimeh ist klar und für Laien verständlich erklärt, umständliche Fachwörter werden am Ende des Buches separat nochmal extra erklärt. Auch teilt sie dort zahlreiche Literaturtipps rund um die psychiatrische Forensik.
Nahlah Saimeh erläutert auch in diesem Buch wieder klar und deutlich, dass sie Straftäter nicht verurteilt. Auch wenn dessen ausgeübten Taten unvorstellbar schrecklich sind, sind es für sie weiterhin Menschen, dessen Verhalten ein Ausdruck des Scheiterns ist. Es liegt in erster Linie in der Natur, was das ,,Böse" zum Ausdruck bringt. Um die Metapher vom Rucksack besser verstehen zu können, wurde mir eine kleine Imaginationsübung vorgeschlagen. Für dieses Gedankenexperiment hat die Autorin zwei sensible Fragen zum Anlass genommen.