Willkommen zu einer kulinarischen Reise auf die istrische Halbinsel - einem kulinarischen Schmelztiegel mit historischen Einflüssen aus Kroatien, Italien, Slowenien, Österreich und Ungarn.
Istrien mag heute zwar in Kroatien liegen, doch vor allem auf den Esstischen der Einheimischen zeigt sich, welch großen kulinarischen Einfluss die Nachbarländer Italien und Slowenien hier noch immer haben. Paola Bacchia hat hier ihre Wurzeln und macht sich mit diesem Kochbuch auf die Reise ihrer Vorfahren.
In ihrem wunderschönen Kochbuch präsentiert sie traditionelle Rezepte von Meeresfrüchten, Risotto, Suppen, Pasta, Gemüseeintöpfen bis hin zu frischen Salaten welche die kulinarische und kulturelle Vielfalt Istriens gut widerspiegeln.
Dazwischen erzählt Bacchia die berührende Geschichte ihrer Familie und davon, dass Essen keine Grenzen kennt.
Eine Hommage an die mediterrane Küche mit Rezepten wie zum Beispiel:
Herzhafte »Palacinche« (Pfannkuchen), Istrische Hochzeitskekse, Handgerollte Makkaroni mit Spargel, Walnüssen und Minze oder Schweine-Rinder-Gulasch mit Sauerkraut.
10 Kapitel von Suppen und Pasteten über Pasta, Fisch & Meeresfrüchte bis hin zu Süßem und Basisrezepten
istrische Hausmannskost mit kulinarischen Einflüssen aus Slowenien, Italien und Kroatien
gespickt mit persönlichen Geschichten und vielen alten Fotos
Besprechung vom 19.09.2024
Gerichte mit Geschichte
Über diesem Buch kann man das Kochen glatt vergessen. Denn eh man sich versieht, liest man sich fest an den persönlichen Geschichten aus einer Region Europas, die heute überwiegend in Kroatien liegt, in der sich aber über Jahrhunderte hinweg die venezianische, habsburgische und südosteuropäische Kultur gegenseitig beeinflusst und befruchtet haben - bis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Grenzen und Menschen so massiv verschoben wurden, dass einige von ihnen am anderen Ende der Welt landeten.
Das gilt auch für die Eltern von Paola Bacchia, deren Familien- und Küchengeschichten in diesem Buch mit dem schlichten Namen "Istrien" fast so viel Raum einnehmen wie die Rezepte. Bacchias aus Istrien stammender Vater und seine im Veneto aufgewachsene Frau emigrierten im Jahr 1950 nach Australien. Dort ist Bacchia geboren, die istrische Küche, mit der nicht nur ihr Vater, sondern der gesamte Auswanderer- und Familienkreis das Heimweh stillte, war ihr vertraut, lange bevor sie das erste Mal nach Europa kam.
So melancholisch einige ihrer Geschichten auch sind, so gut sind die Gerichte, in denen sich das Beste aus allen Küchen findet: Kirschenknödel und Muschel-Risotto, Bohnen-Sauerkraut-Suppe aus der österreichisch-ungarischen Welt, eine Suppe von geröstetem Fenchel aus der italienischen. Nicht nur bei den Peveroni ripieni vermischt sich alles in einer Pfanne: Die Füllung aus Hackfleisch und Reis ist genau so, wie man sie von Filana Paprika aus ganz Kroatien kennt. Dort wird das Gemüse in der Soße geköchelt, Bacchias Variante, in die auch Ajvar gehört, wird dagegen im Ofen gegrillt, was sie sommerlicher und italienischer macht.
Bacchia versammelt gute Hausmannskost für alle Lebenslagen, vom Snack zum Apéro bis zu Torten und Weihnachtsplätzchen. Nicht überblättern sollte man die kunstvollen Fotos von Landschaft und Speisen und schon gar nicht die vermeintlich einfachsten Gerichte, etwa die gestampften Kartoffeln mit Zwiebeln, Olivenöl und Salz. Das klingt nach wenig, ist aber altbewährtes Soulfood, mit dem schon viele Mütter und Großmütter für ihre Familie unsterblich wurden. ing.
Istrien
Das Herz der Adria
Paola Bacchia, Ars Vivendi Verlag, Cadolzburg 2023, 270 Seiten
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