Buchinhalt:
Deutschland um 1900: Ein Zeitalter des Fortschritts bricht an, die Weltausstellung in Paris wirft ihre Schatten auf Europa und Deutschland sucht seine Weltmachtstellung vor allem in den Kolonien. Es ist eine Zeit des Umbruchs und der Neuausrichtung. Während Claire mit Friwi verheiratet ist und sich um ihr kränkliches, neugeborenes Kind sorgt, schweifen ihre Gedanken immer wieder zu Konrad: wäre sie mit ihm glücklicher?
Persönlicher Eindruck:
Dem Himmel so nah ist der zweite Band der Dilogie Himmelsstürmer und befasst sich vorwiegend mit dem Leben von Claire, der Tochter von Vicky und dem Engländer Rupert Watkin, die sich zwischen zwei Männern wiederfindet ihrem herrischen Ehemann Friwi (Friedrich Wilhelm) und Konrad, ihrer großen Liebe.
Historisch ist die sehr ausschweifende, opulente Geschichte angesiedelt um die Jahrhundertwende um 1900, eine Zeit, in der Europa und seine Staaten um die Vormachtstellung und um den Titel Weltreich kämpfen. So werden auch die deutschen Kolonien in Afrika und China Teil des Settings.
Insgesamt eine spannende Epoche, keine Frage. Leider verliert sich Prange zunehmend im Klein-Klein und verzettelt sich in der Handlung des Romans derart, dass es mehr als anstrengend ist, der in sehr kurzen, schnell wechselnden Kapitel erzählten Romanhandlung zu folgen. Zahllose Personen spielen eine Rolle in dem Plot und auch das Register am Ende des Buches hilf nur wenig - in meinen Augen ist die Handlung völlig überfrachtet an Figuren und Ereignissen. Prange will hier einfach alles und das ermüdet.
Trotz allem ist der Schreibstil gut lesbar und eingängig, es tut sich nur auf weiten Strecken nichts Bedeutsames. Mit 750 Seiten ist der Wälzer einfach zu lang und wirkt aufgebläht: möglicherweise hätte eine gestrafftere Erzählung dem Stoff besser zu Gesicht gestanden. So allerdings bleibt nicht viel längerfristig im Gedächtnis des Lesers zurück.
Unglaubhaft zudem ist Claires Karriere. Sie besucht ein Semester lang einen Vorlesungszyklus zum Thema Bakterien an der Charité bei Robert Koch, wird nach kürzester Zeit und ohne weitere medizinische Kurse wie Anatomie, Chirurgie u.ä. und vor allem ohne Doktorarbeit von diesem examiniert und ist dann vollapprobierte Ärztin. Tut mir leid, aber so einen Quatsch kann man doch nicht glauben!
Es ist nicht mein erster Roman von Peter Prange und ich habe durchaus Vergleiche. Seine früheren Werke waren in meinen Augen bedeutend besser und mitreißender, so dass mich dieser hier tatsächlich enttäuscht hat. Wenn ich ein Geschichtsbuch lesen möchte, tue ich das, wenn ich einen historischen Roman lese, möchte ich mich auch von dem Leben der handelnden Personen mitreißen lassen. Und das hat Dem Himmel so nah leider nicht vermocht. Für mich war das Ganze zu langatmig und ist insgesamt auf keinen grünen Zweig gekommen, von den realitätsfernen Passagen mal ganz abgesehen.
Keine Leseempfehlung, die Zeit kann man sinnvoller nützen.