Besprechung vom 10.08.2023
Das Buch für den Sommer
Jede Fortsetzung birgt ein Risiko. Kann Teil zwei halten, was Teil eins versprochen hat? Haben die Figuren uns noch etwas zu sagen? Findet ihr Erschaffer einen neuen Kniff, einen neuen Dreh? Oder wiederholt er sich? Der Frankfurter Zeichner Philip Waechter jedenfalls wiederholt sich in seiner Fortsetzung des erfolgreichen Kinderbuchs "Ein Tag mit Freunden" ziemlich unübersehbar - und macht doch alles richtig.
Wieder zieht es die fünf Freunde - den Waschbären, den Dachs, den Fuchs, den Bären und die Krähe - in die weite Welt. Wieder zeigt sich, dass man mehr Freude im Leben hat, wenn man sich zusammentut und aufeinander einlässt. Und wenn man sich auch einmal treiben lässt.
Am Anfang von "Weltreise mit Freunden", erschienen bei Beltz & Gelberg, ist es der Waschbär, der von einer Eskapade träumt. Auf seiner Veranda liest er in einem fesselnden Schmöker und beschließt, dass er dringend zu einer Weltreise aufbrechen sollte. So etwas wie in dem Buch, sagt sich der Waschbär, will er unbedingt auch einmal erleben: "Abenteuer, Aufregung, Nervenkitzel und das Meer überqueren!"
Weil er für seine Reise ein Boot braucht, besucht er den Dachs, der ein rotes Schlauchboot besitzt und den er malend in seinem Atelier antrifft. Solch eine Weltreise ist doch viel aufregender als alle Kunst, denkt der Freund und schließt sich dem Waschbären an. Auf dem Markt treffen die beiden den Fuchs, der dort die Eier seiner Hühner verkauft. Doch als er erfährt, welches Abenteuer Dachs und Waschbär planen, bricht auch er mit ihnen auf. Damit sie unterwegs nicht verhungern, wandern auch die Eier ins Gepäck, so ein frisches Omelett wäre sicherlich die perfekte Stärkung für eine Truppe Weltreisender. Auf der alten Brücke dann stößt das Trio auf den angelnden Bären. Am Fluss, wo sie das Schlauchboot aufblasen wollen, kommt noch die Krähe dazu. "Alle Flüsse fließen irgendwann ins Meer", weiß der Bär. So nimmt die Weltreise der fünf Freunde ihren Lauf.
Philip Waechters neues Kinderbuch erzählt von der Freiheit, zu tun und zu lassen, worauf man Lust hat, vom Mut, etwas Neues zu wagen, von der Leichtigkeit des Sommers, vom Spielen, von der Freundschaft. Dabei eignet es sich genauso gut zum Vorlesen wie für Erstleser. Vor allem aber ist es eine wunderbare Ferienzeitlektüre. Besonders eines erklärt sie einem eindringlich: Dass es bei einer Weltreise weniger darauf ankommt, wie weit man am Ende wirklich kommt, sondern darauf, wie viel Spaß man dabei hat.
Ins Reisegepäck gehört diese schöne Geschichte also auf jeden Fall. Doch auch nach den Sommerferien kann man mit ihr noch etwas erleben. Dann nämlich wird das Erscheinen des Buchs beim "Kinderbuch-Nachmittag" für alle von vier Jahren an im Frankfurter Literaturhaus gefeiert. Am 24. September wird Waechter sein Buch dort vorstellen und mit den Kindern zeichnen. Wer das nicht verpassen will, kann die Karten dafür schon jetzt im Internet unter
www.literaturhaus-frankfurt.de kaufen. Der Eintritt kostet fünf Euro pro Person. ALEXANDER JÜRGS
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