Annerose lebt zurückgezogen ein eintöniges Dasein, doch ihre neue Chefin Celine versucht hartnäckig, sie in das gesellschaftliche Leben zurückzuholen. Mit viel Geduld schafft sie es, zu Annerose durchzudringen und erfährt dadurch von ihrem traumatischen Erlebnis als junge Frau: Annerose wurde vor über 40 Jahren ihr neugeborenes Kind weggenommen, zwangsadoptiert. Und es ist offensichtlich, dass Annerose dies nie richtig verarbeitet hat. Doch Celine zeigt ihr wieder, was es bedeutet, zu leben anstatt nur zu existieren. Und auch Annerose schafft es, Celines Leben zu bereichern und ihr die Angst zu nehmen...wovor, das verrate ich an dieser Stelle nicht ;-)
"Weiße Hunde" ist ein ganz wunderbar warmherziges Buch, natürlich auch dramatisch und schmerzhaft, aber trotzdem nicht schwermütig, denn René Müller-Ferchland schafft es, auch dank seines sehr schönen Schreibstils, die dunklen Episoden gekonnt auszugleichen, sodass am Ende das warme Gefühl von Freundschaft, Respekt, gegenseitiger Unterstützung und Verständnis bleibt. Etwas, das wir in der heutigen Gesellschaft noch viel mehr brauchen, von dem ich aber auch weiß, dass es das unter vielen Menschen glücklicherweise noch gibt.
Also eine ganz ausdrückliche Leseempfehlung zu diesem Roman über eine ungewöhnliche, aber sehr bereichernde Freundschaft und ein dunkles Kapitel der DDR-Geschichte, das noch bis heute Auswirkungen auf viele Menschen und Familien hat.