MIT DIR, DA MÖCHTE ICH IM HIMMEL KAFFEE TRINKEN
Sarah Lorenz
Unsere Ich-Erzählerin Elisa steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben.
Sie blickt zurück und zieht Bilanz begleitet von den lyrischen Gedichten Mascha Kalékos, die ihr seit Jahren Halt geben.
Die Parallelen zwischen Kalékos Worten und Elisas Leben sind tröstlich und schmerzhaft zugleich.
In ihrer frühen Kindheit erlebt Elisa noch Geborgenheit.
Ihre Mutter liebt sie doch irgendwann reißt dieser Faden.
Elisa wird verstoßen, verliert den Rückhalt, den jedes Kind so dringend braucht.
Was folgt, ist eine Jugend in verschiedenen Kinderheimen.
Später zieht es sie nach Köln, wo sie als Obdachlose auf der Domplatte in der Punkszene lebt und in die Heroinsucht abrutscht.
Während das Buch Wir Kinder vom Bahnhof Zoo viele Jugendliche abschreckt, wird Christiane F. für Elisa zum Idol.
Und obwohl sexuelle Gewalt und Missbrauch zu ihrem Alltag gehören, verliert sie nie ihre Neugier, nie den unstillbaren Hunger, auf weitere Abgründe des Lebens.
Erst spät beginnt sich ihr Leben zu verändern.
Sie holt Schulabschlüsse nach, macht eine Ausbildung zur Buchhändlerin und beginnt ein Studium.
Langsam kämpft sie sich zurück Schritt für Schritt.
Obwohl der Titel Leichtigkeit verspricht, ist der Inhalt alles andere als das:
Die schonungslosen, teils derben Zeilen stehen im Kontrast zur poetischen Sprache.
Mehr als einmal musste ich das Buch zur Seite legen.
Hier spricht ein zutiefst verletzter Mensch, dessen Leid tief unter die Haut geht.
Jedes Kapitel beginnt mit einem Gedicht von Mascha Kaléko als thematische Einstimmung und poetischer Rahmen.
Die klare Struktur und der dichte Erzählstil lassen einen dennoch durch die Seiten fliegen.
Fazit:
Ein autofiktionaler Roman, der fordert, erschüttert und nachwirkt.
Nicht für jede:n geeignet aber unbedingt lesenswert für alle, die sich auf emotionale Tiefe einlassen wollen.
4/5
TW: Psychische und physische Gewalt, Selbstverletzung, Drogenmissbrauch, Suizid, Depression