Die Zukunft von Iwa lässt als Tochter aus reichem Hause in den 1920er Jahren nicht viel Spielraum. Gut heiraten, Kinder kriegen. Doch weder das eine noch das andere wünscht sie sich für sich selbst. Sie will frei sein, und ihre Leidenschaft als Tänzerin ausleben. Als Iwa diese schon fast verloren glaubt, entfacht ausgerechnet William, ein Klavierspieler, sie erneut. Angetrieben von neuem Mut plant sie, nach Dresden zu gehen, an die Schule der berühmten Mary Wigman. Doch kann sie wirklich Fuß fassen oder riskiert sie, am Ende mit nichts dazustehen?
»Im Takt des Herzens« ist ein sehr atmosphärisches, schön geschriebenes Buch mit einer tollen Protagonistin. Die Autorin fängt sehr gut den Zeitgeist ein, die Stimmung in den 20ern. Nicht nur durch Schilderungen der politischen Lage oder Konventionen, auch das zum Leben erwecken der Städte und Gebäude trägt seinen Teil dazu bei. Ich hab mich komplett in München bzw. Dresden dieser Zeit hineinversetzt gefühlt, das hat mir sehr gut gefallen. Außerdem mochte ich, dass das Buch eine Leichtigkeit beibehalten konnte, obwohl viele dunkle Ereignisse die Handlung überschatten (sowohl privat als auch in größerem Rahmen). Die wirkten aber auch nie deplatziert, es fügte sich gut zusammen.
Iwa hat mir als Charakter sehr gut gefallen. Sie schlägt sich durch in einer Welt, die sie nicht sein lassen will, wer sie ist. Sie war direkt zu Beginn sehr forsch gegenüber ihrer Großmutter oder Verehrern, weshalb ich erst gedacht hatte, das mehr Entwicklung im Laufe des Buches schön gewesen wäre (sie sich also zu Anfang noch nicht so viel traut). Aber je weiter man liest, desto besser passt es, wie es gestartet ist. Denn sie macht noch einiges an Entwicklungen und natürlich Zweifeln durch. Und ich liebe es, dass sie trotz aller Überlegungen, ob sie ihre Träume verwirklichen kann, sich selbst und ihren Wünschen/ihrer Persönlichkeit treu geblieben ist. Weiterentwicklung, ohne die Prinzipien über den Haufen zu werfen. Das ist hier gut gelungen.
Die Liebesgeschichte ist eher nebensächlich und hat mich nicht ganz so sehr gepackt, da fehlte für mich etwas der Funke. William war im Vergleich zu Iwa ziemlich im Hintergrund und hat nicht so viel Raum bekommen, wodurch ich nicht hundertprozentig Iwas Gefühle für ihn nachemfpinden konnte.. Aber generell fand ich es gar nicht schlimm, das der Fokus gewollt vor allem auf ihr lag und nicht auf der Beziehung, eigentlich war das sogar gerade das erfrischende. Und trotzdem mochte ich William und wie er mit Iwa umgegangen ist. Wie auch er wächst und sie beide aufeinander zu gehen. Ebenso die anderen Charaktere haben dazu beigetragen, dass die Handlung rund wird.
Insgesamt hab ich das Buch wirklich gerne gelesen, ich mochte Schreibstil und Protagonistin sehr. Von mir gibt es eine Empfehlung und 4,5 Sterne.