"Das Leben Karls des Großen" von Einhard ist eine herausragende Quelle des karolingischen Frühmittelalters und zählt zu den wichtigsten biographischen Werken der lateinischen Literatur. In klar strukturierten Kapiteln zeichnet Einhard ein vielschichtiges Bild von Karl dem Großen, dem Begründer des abendländischen Kaisertums. Stilistisch folgt das Werk der antiken römischen Biographik, insbesondere den Vorbildern Suetons, wobei Einhard sorgfältig historische Fakten mit persönlichen Beobachtungen verwebt. Die Schrift erfasst die politischen, militärischen und kulturellen Leistungen des Kaisers und reflektiert zugleich das Selbstverständnis eines frühmittelalterlichen Herrschers in einem komplexen europäischen Kontext. Einhard war Gelehrter am Hofe Karls des Großen und genoss das uneingeschränkte Vertrauen des Kaisers. Seine humanistische Bildung und seine engen persönlichen Beziehungen zur karolingischen Führungsspitze befähigten ihn zu einer tiefgehenden, glaubwürdigen Darstellung der Epoche. Einhards Intention war es, Karls herausragende Leistungen für die Nachwelt festzuhalten und das Andenken an einen prägenden Herrscher zu bewahren - nicht zuletzt, indem er Karl in den Rang antiker Heldenfiguren erhebt. Allen an der europäischen Geschichte Interessierten bietet dieses Werk eine beeindruckende Synthese aus Zeitzeugenschaft und historischer Reflexion. Es empfiehlt sich insbesondere für Leser, die die Ursprünge des mittelalterlichen Europas und die Grundlagen der späteren abendländischen Identität verstehen möchten. Einhards Biographie ist ein unverzichtbares Fundament für das Studium der Karolingerzeit.