Das neue Buch des Malers und Bildhauers Markus Lüpertz (*1941) trägt seinen provokanten Titel nicht von ungefähr. Das Recht auf Unmoral in der Bildenden Kunst oder Ein Weg zur Poesie folgt dem gelebten KunstWollen seines Autors, der zuvor schon Der Kunst die Regeln geben wollte, nicht, indem er ihr Grenzen setzte, sondern sie davon befreit sehen wollte. Auf diese Selbstbestimmtheit des Menschen als Künstler, auf das vollständige Durchdrungensein des eigenen Lebens durch die Kunst zielt dieses Buch: Die Unmoral der Kunst / Wird zur Speerspitze im Kampf / Gegen die Begrifflichkeit dogmatischer Interpretation . Markus Lüpertz, der sich in vielen Künsten zu Hause weiß, und doch alles, was er schafft, mit dem Wissen des Malers schafft: Ich bin Maler, auch wenn ich schreibe. / Um ein Gedicht zu erdichten, / Erfinde ich Wolken oder Schatten , heißt es im Buch, Lüpertz formuliert ein ums andere Mal seine Vorstellung von einem erfüllten ästhetischen Leben. Er kritisiert eine zunehmende Event-Sucht, und Preist das Alter. Er sieht den Menschen in seinem Handeln wie in seinem Unterlassen stets im Mittelpunkt. Wohlwissend, der er seinen Göttern schließlich die Sterblichkeit voraushat . Das Textlayout des Buches ist übrigens an den Blankversen orientiert, deren striktes metrisches Schema zwar nicht stupide eingehalten wird, was aber der erzählenden Dichtung von Markus Lüpertz, seiner kraftvollen, mitunter sinnlich empfindsamen Sprache zugutekommt. © Stefan Skowron