Doktorarbeit / Dissertation aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Geschichte Europas - Neuzeit, Absolutismus, Industrialisierung, Note: magna cum laude, Universitä t Luzern (Kultur- und Sozialwissenschaftliche Fakultä t), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Studie beschä ftigt sich mit Seherinnen und Sektierern, Neutä ufern und Neuglä ubigen, mit Gebetsheiler und vom Teufel besessenen Frauen in katholischen und reformierten Gegenden der Zentral- und Ostschweiz. Fü r diese den ü blichen Rahmen sprengende Religiositä t wurde der Begriff der auffä lligen Religiositä t eingefü hrt. Das 19. Jahrhundert vollzog inhaltlich aufgrund der Industrialisierung und Modernisierung, Demokratisierung und Nationalisierung sowie der Sä kularisierung einen Umbruch gegenü ber der Tradition. Die untersuchten auffä llig religiö sen Phä nomene waren sicher nicht Ausdruck einer alltä glichen Religiositä t einer breiten Bevö lkerungsschicht. Doch existierten vermeintlich vormoderne magisch-religiö se Weltsichten neben den modernen aufgeklä rt-zweckrationalen weiter. Obwohl Entkirchlichungsprozesse zu Beginn des 19. Jahrhunderts unbestreitbar stattfanden, sind sie nicht mit einem Nachlassen der individuellen Religiositä t gleichzusetzen. Die Untersuchung gibt einen guten Einblick in die religiö se Praxis gesellschaftlicher Randgruppen, in denen Frauen eine grosse Prä senz hatten. Bemerkenswert ist, dass sich Gemeinsamkeiten in den religiö sen Grundbedü rfnissen auffä llig religiö ser Personen katholischer wie reformierter Konfession finden lassen. Beispielsweise stellt die persö nliche Frö mmigkeit einen solchen Aspekt dar. Dieses Bedü rfnis konnten auffä llig religiö se Personen dadurch stillen, dass sie sich dem neu konstituierenden Ultramontanismus zuwandten oder einem evangelikalen Erweckungswerk anschlossen. Der Glaube, dass der Teufel die Ursache fü r kö rperliche oder seelische Krankheiten ist, also direkt ins diesseitige Leben eingreift, bildet einen weiteren Aspekt. Dieser Glaube grü ndet noch stark auf das barocke Weltbild und er ist auch dem buchstä blichen Bibelverstä ndnis der Erweckungsbewegung nicht fremd.