Buchinhalt:
Im Jahr 1943 versucht die junge Amerikanerin Grace, die zur Glaubensgemeinschaft der Quäker gehört, 12 jüdische Kinder aus dem von den Nazis besetzten Frankreich zu schleusen. Die Rettung ist alles andere als einfach. Zwei der Kinder nimmt sie schließlich mit nach Amerika, wo Grace sie an Kindes statt großzieht.
Im Jahr 2003 schließlich versucht Addie, einst Pflegekind beim inzwischen gealterten Charlie Tonquin, einen Knochenmarkspender für ihren Ersatzvater zu finden. Charlie leidet unter einer Erbkrankheit, die unbehandelt zum Tode führt. Als Spender kommen jedoch nur nahe Familienangehörige In Frage und Addie weiß nichts davon, dass Charlie nicht Grace's leiblicher Sohn war. So macht sie sich auf die Suche nach Chalies verschollener Schwester und deckt Stück für Stück ein Familiengeheimnis auf, das die Tonquins mit aller Macht zu verdecken suchen....
Persönlicher Eindruck:
Melanie Dobson war mir schon von anderen christlichen Romanen her ein Begriff und so war ich neugierig auf ihr neustes Buch, das mit zwei zunächst vollkommen getrennten Zeitlinien beginnt, die sich erst nach und nach zu einem zusammenhängenden Ganzen verbinden.
Die Vergangenheitsgeschichte um Quäkerin Grace und ihr Bestreben, jüdische Kinder vor der Deportation zu retten, hat mich am meisten bewegt. In dieser Passage steckt auch das größte Potential, schon allein aufgrund ihrer historischen Brisanz. Als Leser tauchte man schnell ein in die 1940er Jahre, die historischen Zusammenhänge waren stimmig und mitreißend. Gerade die beiden Kinder Elias (später Charlie) und Marguerite waren tiefgängig angelegt und hatten Potential.
Was mich jedoch nicht überzeugen konnte: Marguerite wird mit der Gabe der Synästhesie beschrieben, das Kind kann die Gefühle anderer Menschen als farbige Wolke über deren Köpfen erkennen und sieht anhand der Farben, wer böse ist und wer ehrlich. Auch wenn dieses Phänomen Einfluss hat auf den Verlauf der Handlung, ist es für mich ehrlich gesagt Humbug und an den Haaren herbei gezogen. Dieses Fantasy-Element passt weder in einen historischen, noch in einen Gegenwartsroman und verspielt in meinen Augen die Glaubwürdigkeit der restlichen Geschichte.
Die Passagen der Gegenwart, die sich mit Addies Suche nach einem Knochenmarkspender für den inzwischen alten Charlie befassen, nehmen im Lauf der Handlung immer mehr Raum ein, bis die historische Handlung ganz zum Erliegen kommt. Dabei macht Autorin Dobson immer mehr weiterführende Dramen auf, die sie leider zum Großteil nicht zu Ende führt und welche dann unbeantwortet im Sande verlaufen. Hier hätte man sich auf ein oder zwei Probleme konzentrieren und diese fundiert ausführen sollen.
Wahrscheinlich dient die Fülle an Problemen, die die Figuren mit sich herumtragen ähnlich wie einen Sack voll Steine, so erklärt es Adoptivvater Charlie einst seinem Zögling Addie auch dazu, dem Leser deutlich zu machen, dass der Mensch ohne Gottvertrauen unter der Last seiner Schuld bzw. seiner Verzweiflung zusammenbricht. Insgesamt behandelt die recht deutliche christliche Komponente Themen wie Tod, Schuld und Verzweiflung, aber auch Vergebung, Neuanfang und neue Hoffnung.
Insgesamt war der Roman durchaus lesbar, verzettelt sich aber an vielen Stellen in zu vielen Details. Gegen Ende mit der persönlichen Schuld von Charlie, die nach und nach ans Licht kommt, wirkte die Geschichte in meinen Augen doch sehr konstruiert, so dass sie mich als Leser nicht so recht zu überzeugen vermochte.