Magisterarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1, 0, Universitä t Leipzig (Institut fü r Ethnologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit befasst sich mit der touristischen Situation bei der ethnischen Gruppe der Kara im sü dwestlichen Ä thiopien. Durch den hohen wirtschaftlichen Wert des Tourismus fü r Ä thiopien, wird er von staatlicher Seite intensiv gefö rdert. Vor allem im Sü dwesten des Landes werden Regularien aufgestellt, um den Tourismus an die lokalen Umstä nde anzupassen und die Bevö lkerung auf den wachsenden Besucherstrom vorzubereiten. Im Leben der meisten ethnischen Gruppen der Region spielt Tourismus mittlerweile eine zentrale Rolle, mit steigender Tendenz. Noch vor zwanzig Jahren war das ethnisch heterogene Gebiet touristisch relativ unberü hrt. Heute sind die Besuche der Touristen fü r die lokalen Menschen eine Tatsache, mit der sie umgehen mü ssen und die sie immer mehr auf wirtschaftlicher Ebene nutzen. Das steigende Interesse an ihrer Kultur steht im Kontrast zur Abwertung von Seiten des Staates und bietet eine Chance ihr Selbstwertgefü hl positiv zu beeinflussen.
Die im Vergleich kleine Gemeinschaft der Kara, mit ca. 1400 Personen, lebt schwer erreichbar an den Ufern des Omo-Flusses. Trotzdem steigen die touristischen Besuche in ihrem Gebiet seit einigen Jahren an. Unter Touristen und Reiseanbietern Ä thiopiens sind die Kara bekannt fü r ihre fotogene Kö rperbemalung und die beeindruckende Lage ihrer Siedlungen an den Hä ngen ü ber dem Omo-Fluss. Reiseprospekte zeigen Bilder farbig bemalter Kara vor der Kulisse des Omo-Tals und machen dadurch Korcho und seine Bewohner zu einer der Hauptattraktionen der Region. Lokale Nichtregierungsorganisationen haben 2007 in Korcho ein Community Based Tourism (CBT)-Projekt aufgebaut. Dieser formelle Umgang mit Tourismus lä sst Fragen entstehen. Wie erklä ren sich die Kara den Tourismus an ihrem Ort? Wie wirkt auf sie die Konfrontation mit dem Kulturell Fremden? Wie wahren sie das eigene Gesicht im Moment der Begegnung mit dem Total Fremden? Werden existentielle Grundlagen der eigenen Identitä t berü hrt?
Es entstand ein umfassendes Bild, welches die Situation des Tourismus in Korcho und die Einstellung der Bewohner dazu widerspiegelt. Es wurden Strategien entwickelt, um die kulturelle Konfrontation zu bewä ltigen und eine symmetrische Interaktionsgrundlage innerhalb konstruierter Grenzen geschaffen.