Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1, 7, Freie Universitä t Berlin, Veranstaltung: Grundkurs, Sprache: Deutsch, Abstract: 1) Immanuel Kant als Folie fü r den Fortschrittsbegriff der Turmgesellschaft
Im Jahre 1784 erschien Immanuel Kants Aufsatz Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbü rgerlicher Absicht , der zentrale Thesen des aufklä rerischen Fortschrittsbegriffes enthä lt und von groß er Bedeutung fü r Goethes elf Jahre spä ter erschienenen Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre ist, da die Maximen der im Roman dargestellten Turmgesellschaft die Kantschen Begriffe und Ideale spiegeln. Kants Aufsatz geht von drei Grundvoraussetzungen aus: der Geschichtsphilosophie, der Anthropologie und der Naturwissenschaft.
Die Geschichtsphilosophie ist teleologisch ausgerichtet, hat also ein Ziel, eine Vision; daher ist sie optimistisch und entwirft eine Zukunft, in der die menschliche Gattung durch Vernunft einen allgemeinen weltbü rgerlichen Zustand , das heiß t eine auf Vernunft basierende Rechtsbü rgergesellschaft, erreichen kann: Man kann die Geschichte der Menschengattung im groß en als die Vollziehung eines verborgenen Planes der Natur ansehen, um eine innerlich und zu diesem Zwecke auch ä uß erlich- vollkommene Staatsverfassung zu Stande zu bringen, als den einzigen Zustand, in welchem sie alle ihre Anlagen in der Menschheit vö llig entwickeln kann (8. Satz). Darin wird Kants Teleologie besonders deutlich.
Die Anthropologie hingegen befasst sich mit der Naturbestimmtheit und Beschaffenheit des Menschen; da der Mensch fehlbar ist, ist die Anthropologie skeptisch und pessimistisch. Die Vernunft kann sich nur in der Menschengattung vollstä ndig entwickeln, nicht im einzelnen Individuum, welches beschrä nkt ist und alleine nicht zur Totalitä t gelangen kann.