Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Jura - Ö ffentliches Recht / Staatsrecht / Grundrechte, Note: 16 Punkte, Heinrich-Heine-Universitä t Dü sseldorf, Veranstaltung: Seminar "Schlanker Staat in Zeiten knapper Kassen", Sprache: Deutsch, Abstract: Allgemeine Wehrpflicht- Ja oder Nein? Diese leicht aufgeworfene Frage ist nicht neu, wird aber intensiv diskutiert. Die Stimmen, welche die Abschaffung der Wehrpflicht und ihre Umwandlung in eine Freiwilligenarmee fordern, sind seit dem Ende des Ost-West-Gegensatzes stä rker geworden. Dies hat insbesondere mit den verä nderten Anforderungen an die Bundeswehr zu tun. Als die allgemeine Wehrpflicht eingefü hrt wurde, sollte sie in erster Linie der Inlandsverteidigung dienen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und damit des Endes des Ost-West-Gegensatzes ist dieser Grund entfallen. Heute ist die Bundeswehr in erster Linie eine weltweite agierende Armee.
Neben diesen sicherheitspolitischen Erwä gungen wird auch insbesondere das zunehmende Fehlen der Wehrgerechtigkeit ins Feld gefü hrt. So leisteten aus dem Geburtsjahrgang 1983 nur 15, 38% aller Erfassten den Dienst an der Waffe. Aus dem gleichen Jahrgang leisteten 61, 28% aller Erfassten gar keinen Dienst. Demnach mü ssen aktuell rund 2/3 der Mä nner eines Jahrganges weder Wehr- noch Zivildienst leisten.
Auch finanzielle Erwä gungen spielen zunehmend eine Rolle. Dem Staat droht unter dieser gewaltigen Schuldenlast zunehmend die politische Handlungsunfä higkeit. Dass dann auch die Wehrpflicht zur Disposition gestellt wird mit der Hoffnung, durch ihre Abschaffung beträ chtliche Einsparungen vornehmen zu kö nnen, erscheint nachvollziehbar.
Die Befü rworter der Wehrpflicht jedoch fü rchten bei einer Freiwilligenarmee nicht nur, dass diese sich verselbststä ndigen kö nnte wie die Reichswehr in der Weimarer Republik. Sie sehen die Wehrpflicht auch als Opferbereitschaft an die Gemeinschaft, was es auch in der Demokratie geben mü sse. Nicht zu verkennen ist ebenfalls die wachsende Bedeutung des Zivildienstes fü r die sozialen Sicherungssysteme. Faktisch ist es so, dass viele soziale Einrichtungen ohne Zivildienstleistende in Bedrä ngnis kä men.
Am Ende bleibt die Frage: Wehrpflichtarmee oder Freiwilligenarmee? Kann ein schlankerer, besser funktionierender Staat durch das Abschaffen der Wehrpflicht erreicht werden? Diesen Fragen will diese Arbeit nachgehen. Sie erhebt dabei keinesfalls den Anspruch den mannigfaltige Diskussionsprozess, an dem unterschiedlichste gesellschaftliche Krä fte beteiligt sind, in Gä nze wiederzugeben. Vielmehr soll es darum gehen, die wesentlichen, vor allem sachlichen, Erwä gungen darzustellen und am Ende eine vorlä ufige Antwort auf die aufgeworfenen Fragen zu geben.