Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2, 7, Universitä t zu Kö ln (Institut fü r deutsche Sprache und Literatur I), Veranstaltung: KZ- und Holocaustliteratur, Sprache: Deutsch, Abstract: Bereits der Titel von Imre Kerté sz Werk Roman eines Schicksallosen wirft Fragen nach der Bedeutung des Schicksals im Leben des Menschen auf. Gleichzeitig verwirrt der Titel, gilt allgemein im heutigen Sprachgebrauch doch jedes Dasein als das Leben eines bestimmten Schicksals. Die Schicksallosigkeit und noch viel mehr die originale Ü bersetzung des Romantitels aus dem Ungarischen Mensch ohne Schicksal erschließ t sich dem Leser nur schwer und mutet auf den ersten Blick wie ein Oxymoron an.
Wie soll menschliches Leben ohne Schicksal, also ohne einen persö nlichen Lebensweg mö glich sein? Diese fü r den Leser des Romans geradezu selbstverstä ndliche Fragestellung ist durch eine bestimmte Sichtweise auf den Schicksalsbegriff motiviert, die sich Kerté sz nicht zu Eigen macht. Bei der Betrachtung von Schicksallosigkeit wird daher zunä chst die traditionelle Vorstellung von Schicksal ebenso Eingang finden mü ssen wie die Umdeutung, die der Begriff bei Imre Kerté sz erfä hrt.
Dazu werden neben dem Roman eines Schicksallosen auch das Galeerentagebuch , eine Sammlung von Tagebucheinträ gen des Autors, die die Grundü berlegungen beim Schreiben des Romans eines Schicksallosen dokumentieren, und ein weiterer Roman, Kaddisch fü r ein nicht geborenes Kind, herangezogen.
Die Person und der Lebensweg des Autors, ebenso wie die Tatsache, dass die Hauptfigur des Romans zweifellos autobiographische Zü ge in sich trä gt muss doch das Ich des Romans den selben Weg gehen [ ], den sein Verfasser ging lassen Schicksal und Schicksallosigkeit zum Zentralbegriff fü r das Verstä ndnis Kerté sz von der Vernichtung der europä ischen Juden werden. Die Verknü pfung vom Holocaust mit den Vorstellungen des Autors vom Schicksal wirken fü r den Leser dies wird noch zu zeigen sein zutiefst verstö rend.
In dieser Arbeit soll der Versuch unternommen werden, den Schicksalsbegriff bei Imre Kerté sz zu erklä ren und zu bewerten. Das Roman-Ich spricht zwar jedem Auß enstehenden, der das Vernichtungslager nicht selbst erlebt hat, die Kompetenz ab, eine solche Bewertung vorzunehmen, da ihm zum vollstä ndigen Durchdringen der Materie die persö nliche Erfahrung schlichtweg fehle, dennoch erscheint es fü r eine kritische Betrachtung des Werkes fü r die Literaturwissenschaft unerlä sslich.