"Die verlorenen Ruinen von Arnak" ist eine Art Erkundungsspiel für 1-4 Spieler, erschienen 2020 bei Heidelbär Games. Es geht darum, nach und nach die noch unerforschte Insel Arnak zu erkunden und dabei Überbleibsel einer früheren Zivilisation zu entdecken. Jeder Spieler leitet seine eigene Expedition und erhält Punkte für seine Spiel- und Forschungsfortschritte. Wer am Ende die meisten Punkte erzielt, gewinnt das Spiel.
Im Spiel gibt es nur 5 Währungen bzw. Ressourcen, nämlich Goldmünzen, Kompasse, Steintafeln, Pfeilspitzen und Juwelen. Mit Hilfe dieser Ressourcen kann man zu unbekannten Orten reisen und deren Funktion entdecken (freischalten), man kann Gegenstände und Artefakte kaufen (im Prinzip sind beides Aktions- bzw. Bonuskarten), Wächter von Orten bezwingen und auf einer Forschungsleiste mit zahlreichen Belohnungen voranschreiten, die einen letztlich in den "Verschollenen Tempel" führt.
Arnak ist eine Mischung aus Deckbau (jeder beginnt mit einem eigenen Set aus 6 Karten, welches man im Laufe des Spiels immer weiter ausbaut), Worker Placement (jeder hat 2 Archäologenfiguren) und Ressourcenmanagement. Viele der Elemente und Mechanismen sind dabei nicht neu. Selten aber wurden sie so perfekt miteinander verbunden und auch thematisch so schön und stimmig umgesetzt wie in diesem Spiel. Es greift wirklich ein Rädchen ins andere und dadurch ergeben sich in den insgesamt 5 Spielrunden für alle Spieler immer genug Möglichkeiten, um im Spiel irgendwie vorwärts zu kommen. Manchmal glaubt man schon, alle aktuellen Optionen seien ausgereizt, doch dann entdeckt man doch noch eine Möglichkeit, um z.B. mit Hilfe eines Artefaktkaufs oder eines Gehilfen noch eine weitere Aktion durchführen zu können.
Die Spieler wetteifern zwar um den Sieg und bisweilen auch um limitierte Tempelplättchen sowie manche Ortsfelder, auf denen nur begrenzt Archäologen eingesetzt werden können. Ansonsten ist Arnak aber ein Spiel, das sehr entspannt und harmonisch abläuft und zudem laufend belohnt, nie bestraft (indem es einem Spieler z.B. Ressourcen wegnehmen würde o.Ä.).
Beeindruckt haben mich bei Arnak vor allem die extrem gute Spielregel. Hier hat sich jemand wirklich viel Mühe gegeben. Ferner gibt es für jeden Spieler eine übersichtliche Kurzspielhilfe, falls man mal ein Symbol, eine Funktion etc. nachschauen möchte. Das ist vorbildlich gelöst! Die Einstiegshürden in dieses Spiel sind daher eigentlich nur das einmalige Lesen der Anleitung (danach hat man das Spiel im Wesentlichen verstanden und braucht sie nicht mehr) sowie der erstmalige Aufbau des Spielplans und all der Karten und Ressourcen entsprechend der Anleitung. Auch das ist ab der 2. Partie aber alles selbsterklärend.
Wir spielen Arnak am liebsten zu zweit oder zu dritt, da ist dann die Spielzeit mit ca. 1,5 bis 2 Stunden (bei gemächlichem Spieltempo) noch im angenehmen Rahmen. Zu viert würde ich es nur für routinierte, flotte Spieler (keine Grübler) empfehlen.
Hervorheben möchte ich noch, dass sämtliche Kartentexte, Symbole usw. wirklich ausreichend groß geschrieben, eindeutig gestaltet und sehr gut zu unterscheiden sind. Dadurch lässt sich Arnak auch bei nicht optimalen Lichtverhältnissen sowie von Spielern mit z.B. (Farb-)Sehschwächen problemlos meistern.
- Einstiegshürde: mittel (Anleitung muss vorher in Ruhe gelesen werden)
- Anleitung: sehr übersichtlich und gut strukturiert, viele Bilder und Beispiele, alles leicht verständlich
- Lesezeit für Anleitung: ca. 15-20 Minuten
- Erklärzeit für neue Mitspieler: ca. 10 Minuten
- Spieldauer ca. 75-120 min, mit 4 Spielern auch bis 150 Minuten. Auf jeden Fall abendfüllend.
- geeignet für 1 bis 4 Spieler, am besten gefällt es uns zu zweit und zu dritt
- auch gut alleine spielbar! Einfach zu lernender Solomodus mit zusätzlichen Aktionsplättchen.
- Hochwertiges und schön gestaltetes Spielmaterial
- viel Taktik und Strategie, geringer Glücksanteil
- zwangsläufig immer etwas Wartezeit, bis man wieder an der Reihe ist
- sehr ausgewogene, stets belohnende Spielmechanik (die Spieler sind meist lange Zeit gleichauf)
- Spannung bis zum Schluss, erst nach der Endabrechnung steht der Sieger fest
- verschiedene Taktiken bzw. Schwerpunkte sind möglich
- hohe Langzeitmotivation (da viele Bonus- und Totemplättchen variabel ausgelegt werden, verläuft letztlich jedes Spiel ein wenig anders).
Einziger Kritikpunkt: Einige, aber nicht alle Artefakt- und Gegenstandskarten sind in der Anleitung näher erläutert. Die meisten davon sind zwar selbsterklärend, bei ein paar wenigen mussten wir allerdings erst überlegen, wie sie genau gemeint sind.
Fazit: "Die verlorenen Ruinen von Arnak" ist ein Kennerspiel, das zwar nicht billig, aber preiswert im Sinne von seinen Preis auch wert ist. Wir hatten bisher immer sehr viel Spaß damit und ich würde es allen empfehlen, die z.B. gerne auch Spiele wie Catan, Stone Age, Istanbul, Viticulture oder Tapestry spielen.
Von mir insgesamt glatte 5 Sterne für ein echtes Spiele-Highlight!