Wenn Kakteen anfangen zu blühen
Das Buch war für mich der perfekte Schwimmbadbegleiter bei diesen heißen Sommertagen.Hauptfigur ist Susan Green, deren Leben bisher in geordneten Bahnen verläuft: sie hat einen sicheren Job und Einkommen, lebt in ihrem eigenem kleinen Apartment in London und unterhält trifft sich regelmäßig zum Vergnügen mit einem Mann, wobei beiden klar ist, dass keine Liebe im Spiel ist. Auch aufgrund ihrer schwierigen Kindheit (Vater war Alkoholiker, die Mutter bevorzugte den jüngeren Bruder), hat sich Susan in ihre eigene geordnete Welt zurückgezogen und lässt, wie ein Kaktus, niemanden, weder ihre Familie noch Kollegen, näher an sich heran. Doch plötzlich wird Susans Leben auf den Kopf gestellt, als ihre Mutter stirbt und sie sich in einem Erbschaftstreit mit ihrem entfremdeten Bruder wiederfindet. Zudem erfährt Susan, dass sie mit Mitte 40 Jahren schwanger ist. Mit der Zeit merkt Susan, dass es der eigenen Seele doch gut tut, wenn sie sich für ihre Mitmenschen öffnet und Hilfe annimmt. Der Roman ist lustig, aber mit einer gewissen Tiefe und mit einer starken Frau im Mittelpunkt der Handlung, die, wie ein frisch erblühter Kaktus lernt, wie gut es tun kann, sich zu öffnen. Auch wenn ich Susan am Anfang eher unsympathisch fand aufgrund ihrer Verbissenheit und ihrer Ernsthaftigkeit (auch wenn das nie benannt wird, könnte ich mir vorstellen, dass Susan eine leichte Form von Autismus hat), habe ich mich immer mehr für sie erwärmt, je mehr man über ihre Kindheit und ihre Beweggründe erfährt. Auch die anderen Figuren bleiben zu Beginn eher blass, doch gewinnen im Laufe des Romans an Farbe. Der Roman lässt sich gut lesen (auch auf Englisch) und hält manch überraschende Wendung bereit. Insgesamt ist der Roman eine unterhaltsame Sommerlektüre und sicherlich empfehlenswert für Fans von "Das Rosie Projekt" und "Ich, Eleanor Oliphant".