Für jede einigermaßen plausible Behauptung findet man bestimmt irgendwo eine Studie. Meistens gilt das auch für das Gegenteil, wenn es nicht wirklich absurd sein sollte. Der Autor dieses Buches nutzt stets Studien, die seine Behauptungen unterstützen und unterschlägt die für das Gegenteil. Aber eigentlich ist das unbedeutend, denn egal was es für Studien gibt, so kann man getrost jede anzweifeln. Denn die Statistik hat einen entscheidenden Haken.Wenn ich eine Münze 10000 Mal werfe, dann wird in ungefähr der Hälfte der Fälle Zahl fallen. Damit weiß ich, dass das Ergebnis eines Münzwurfes nicht vorhersagbar ist. Ich habe den Versuch aber 10000 Mal unter annähernd den gleichen Bedingungen durchgeführt. Ganz anders sieht das bei Studien zur Ernährung aus. Nüsse sollen das Risiko senken, an Herzproblemen zu sterben. Man untersucht dabei ein Merkmal, aber mit vielen verschiedenen Menschen. Jeder Mensch ist anders. Schlimmer für die Statistik ist aber, dass alle anderen Faktoren, die zu Herzproblemen führen können, dabei unberücksichtigt bleiben. Man wiederholt den Versuch also mit vielleicht auch noch zu wenig Personen, entscheidend ist aber, dass es nicht immer die gleichen Bedingungen sind, was die Statistik grundsätzlich zweifelhaft erscheinen lässt.Deshalb muss man die Aussagen von Studien zur Ernährung immer mit Vorsicht betrachten. Das aber macht der Autor nicht. Er "entlarvt" seine 88 Mythen mit Studien, die das Gegenteil dieser Mythen beweisen sollen. Ich könnte hier zahlreiche Beispiele aus dem Buch anbringen, die am Ende beim Leser das Gefühl erzeugen sollen, dass man diesen Mythen nicht trauen sollte. Eigentlich sollte man das mit einem Normalmaß an gesundem Menschenverstand auch ohne dieses Buch tun können. Dazu muss man noch nicht einmal "Experte" sein.Gegenwärtig wird man fast täglich mit Aussagen konfrontiert, dass Wein grundsätzlich schädlich sei. Im Mittelmeerraum wachsen schon Kinder mit Wein auf. Man müsste also dort den angeblichen Schaden messen können. Kann man aber nicht, womit man wieder beim obigen Problem ist. Es gibt noch viele andere Faktoren, deren Zusammenspiel man nicht durchschaut, die aber Einfluss auf die Gesundheit besitzen.Nachdem ich schon zahlreiche solcher Bücher gelesen habe, glaube ich, dass man hinterher nicht wirklich schlauer ist als vorher. Es gibt ein paar Grundregeln für eine gesunde Ernährung: viel Obst und Gemüse, möglichst unverarbeitet, wenig industriell hergestellte Nahrung, wenig Fleisch, viel Grünzeug, wenig Zucker. Das reicht schon.Und wer glaubt, sich Vitamine wie B12 gegen Stress einwerfen zu müssen, sollte besser den Stress reduzieren. Das gilt für fast alle sogenannten Nahrungsergänzungsmittel. Da bin ich dann mal ausnahmsweise derselben Meinung wie der Autor. Ich finde sein Buch dennoch überflüssig, weil es keinen wirklichen Nutzen hat, außer der impliziten Aufforderung, sich gesund zu ernähren.