Ende, David Monteagudo¿Ich glaube, dass wir genau deswegen hier sind¿, erklärt Cova und sucht Hugos Blick, ¿damit es zu Ende gehen kann. Alles geht zu Ende, unsere Ehe, wir selbst. Es ist das Ende, verstehst du? Das Ende von allem.¿Nach 25 Jahren trifft sich die ehemalige Jugendclique, 6 ehemalige Freunde und deren jetzige Partner, in einer entlegenen Herberge in den Bergen um ihren Jahrestag zu feiern. Eine Idee, die die meisten nicht gut heißen, denn längst sind die Freundschaften zerbrochen, und besonders das schlechte Gewissen gegenüber Andrès, den man auch den Propheten nannte, quält alle. Man hatte dem schüchternen Jungen damals übel mitgespielt und es würde keinen wundern, wenn er nicht käme.Die Anfahrt ist unheimlich, die Stimmung gereizt und streitgeladen, der Sternenhimmel, den man betrachten möchte, hinter einer dicken Wolkendecke verschwunden. Und der Prophet taucht tatsächlich nicht auf. Stattdessen fällt gegen Mitternacht auf einmal der Strom aus. Auch funktionieren alle anderen technischen Geräte nicht mehr, einschließlich der Autos. Hat der Prophet etwas damit zu tun, will er sich an allen rächen?Innerhalb der Gruppe kommt Unruhe auf: die Ängstlichen, die ein Inferno befürchten, und alle anderen terrorisieren, die, die ihre Angst verbergen und alles ins Lächerliche ziehen, und die Rationalen, die eine Lösung suchen, weil es für alles eine natürliche Erklärung gibt. Schließlich entscheidet man, am Morgen zu Fuß zur nächsten Siedlung zu gehen.Bevor die Gruppe aufbricht, verschwindet Rafa, der sich noch in der Nacht mit seiner Frau gestritten hat. Und während man sich auf den beschwerlichen Weg macht, ist wieder einer aus der Gruppe wie vom Erdboden verschluckt. Die Häuser, die die übrigen erreichen, sehen menschenleer aus. Lediglich Tiere treiben sich überall herum. Ist das alles Zufall, wer steckt dahinter?Monteagudo versteht es in diesem Roman, den man als apokalyptischen Endzeitthriller bezeichnen kann, von Zeile zu Zeile mehr Spannung aufzubauen. Zunächst zeichnet er ein typisches Bild des Mittelschichtbürgers in den Vierzigern, der mit seinem bisherigen Leben mehr oder weniger zufrieden ist. Noch ahnt der Leser nichts von dem drohenden Unheil, denn der Autor vermag es geschickt, den rational Denkenden in der Gruppe und deren Einschätzung den Vorrang vor den Exzentrikern einzuräumen. Mit dem Hinzutreten weiterer, außergewöhnlicher Ereignisse bröckelt diese Perspektive mehr und mehr und der Leser muss sich fragen, wer nun Recht hat?Nun, ich hatte mit diesem Ende des Romans nicht gerechnet. Die deterministische Sicht bestürzt.Es trifft jeden, wahllos, früher oder später, egal ob er sich versündigt hat oder ein guter Mensch war, egal ob er seine Mitmenschen liebt oder nicht.Adam und Eva. Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück (Gen 3,19)Aber ich will nicht zu viel verraten und denke, dass der Roman eine durchaus lesenswerte Lektüre ist für alle, die ein bisschen Nervenkitzel lieben.