Eine Geschichte über Entwurzelung, Unsicherheit und dem Sehnen nach Stabilität in einer ganz und gar instabilen Welt ist für mich die Geschichte des ¿Hotel Savoy¿. Dieses Hotel, diese Zuflucht für Heimatlose, Kriegsheimkehrer und Vertriebene mit pompöser Fassade und abgewohnten Obergeschossenen, das jeden schnell willkommen heißt und schwer wieder ziehen lässt, hat sich mir tief eingeprägt. Zusammen mit dem Protagonisten Gabriel Dan erkunde ich die Flure des Hotels, lerne die armen und reichen Gäste kennen, verstecke mich vor dem Hotelbesitzer und durchstreife die Stadt. Die Hoffnung auf ein bisschen Hilfe in Form von Geld für die Weiterreise lässt uns den vermögenden Onkel Böhlaug aufsuchen, der für den armen Kriegsheimkehrer nur einen Anzug und warme Worte übrig hat. Ich spüre die Hoffnungslosigkeit, die Armut, den Hunger und die Not der Arbeiter bei dem Weg durch die Stadt, bei den Männerrunden in der Bar und den Gesprächen der Fabrikbesitzer. Die armen Bewohner der oberen Stockwerke haben bald nichts mehr, als ihre Koffer und zuletzt ihre Körper, die sie für die Hotelrechnung verwenden können. Denn oben wird kassiert, in den unteren Etagen gehen die Damen in feinen Gewändern und die Uhren langsamer. Es herrscht Not und Hunger, die Ungewissheit der ersten Nachkriegsjahre, Heimatlosigkeit und nicht zuletzt bereits Unruhen und erste Schwelbrände, die in Revolution münden. Wir treffen Zwonimir, Gabriels Kriegskameraden, Freund und Veteran, ein revolutionärer Geist, der die Lage messerscharf durchschaut und zu lenken weiß. Und in mitten der beginnenden Unruhen erwarten alle die Ankunft Bloomfields, eines ehemaligen Sohnes der Stadt, der es in Amerika zu etwas gebracht hat. Alle hoffen auf Unterstützung, Geld oder einfach nur ein kleines Stück vom Glück. Doch bald schonMir hat dieses kurze Buch ausnehmend gut gefallen, ich konnte mich intensiv in die Charaktere einfühlen, was zum einen an der lebendigen und szenischen Beschreibung des Hotels und seiner Bewohner lag, zum anderen an der sprachlichen Gestaltung. Die bildhafte, stellenweise poetische Sprache hat mich berührt und mich emotional tief in die Geschichte eintauchen lassen. Ein Buch, das mir Lust auf mehr von Joseph Roth macht!