Ein sprachlich genussvoller Ausflug in die Gedankenwelt einer Frau die sich selbst sucht und am Ende vielleicht auch findet ...
Im März 2019 erschien Julia Trompeters dritter Roman im Verlag von Schöffling & Co. "Frühling in Utrecht". Die Covergestaltung ist auffällig im knalligen Orange mit weißer Schrift für Titel, Autor und ein Scherenschnitt von einer Frau die auf einen Hund blickt. Auch ohne Umschlag erfreut uns das Buch in einem schönen Orangeton.Da der Roman hauptsächlich in der Niederlande spielt ist dies eine kluge Farbwahl. "Frühling in Utrecht" ist von den Hauptkapiteln unterteilt in Herfst (Herbst), Winter, Lente (Frühling) und Zomer (Sommer).Der Leser begleitet die 35-jährige Protagonisten Klara durch ein ganzes Jahr nach ihrem abrupten Aufbruch von Berlin nach Utrecht (Niederlande). Grund ihre Trennung von ihrem Freund, dem Mit-Kneipenbesitzer Hauke war stetige Unzufriedenheit und Lethargie in der Beziehung. Es gab kaum bis keine Wertschätzung mehr für einander. In Utrecht lernt Klara das fietsenfahren (Fahrradfahren) schätzen, mit all den "Hindernissen" die damit einhergehen, aber auch einen jungen Mann mit dem sie zusammenarbeitet, der sie mit seiner Leichtigkeit zu leben und das stetige nach Höheren streben fasziniert.Verwirrtheit, Glücklichsein, frei, traurig ... Klara nimmt uns mit in jedes Tal oder jeden Berg ihrer Gefühlswelt auf der Suche nach sich selber. Leider erfahren wir nur ihre Gedanken, da sie sich selten mit jemand anderen austauscht, sei es mit ihrer Mutter, die sie nach einem Unfall besucht, noch mit dem vermeintlichen Hauke. Sprachlich wundervoll ausformuliert beschreibt Julia Trompeter in ihrem Roman "Frühling in Utrecht" das Gefangensein in Unsicherheit und die Suche nach innerer Freiheit, die man manchmal auch in einem anderen Land findet. Fazit:Das Buch hat mich länger als gedacht beschäftigt, da es eigentlich nur knapp 260 Seiten umfasst.Die ausgeklügelte Sprachgewalt ist nicht so einfach wegzulesen, wie in anderen Romanen und die Verwendung immer wiederkehrender niederländischer Wörter, die im Verlauf nicht immer wieder übersetzt werden, lässt innehalten zum Nachdenken. Zuweilen möchte man die Protagonisten mental schütteln und bitten aufzuwachen, da man in ihrem Alter vermeintlich gefestigter mit sich selber sein sollte.Dennoch schafft es Julia Trompeter die Sprache stetig auf sehr hohem Niveau zu halten und beschreibt sehr liebevoll und wunderschön die Umgebung von Utrecht und auch die Verweise auf Berlin passen meiner Meinung nach, wie die Faust aufs Auge.