Ich habe schon lange keinen historischen Roman mehr gelesen und so war ich wirklich gespannt auf das Buch.Das Buch spielt im Jahr 1883. Klara Butterfass ist die einzige Tochter des Bauern Heinrich und ist nach dem frühen Tod der Mutter und dann auch ihre geliebten Großmutter für den gesamten Haushalt auf dem väterlichen Hof verantwortlich. Als ihr Vater sie gegen ihren Willen mit einem viel älteren Witwer verheiraten will, läuft sie bei Nacht und Nebel davon. Ohne einen Pfennig Geld, nur mit dem, was sie auf dem Leib trägt, und einem kleinen Rucksack. Nach einem unschönen Vorfall in der Eisenbahn verschlägt es sie nach Baden-Baden, den damaligen Tummelplatz des europäischen Hochadels.Schon nach den ersten Seiten hatte mich das Buch gefangen und ich habe es innerhalb eines Tages gelesen.Klaras Geschichte ist so berührend. Ich habe mit ihr gelitten, gebangt und gehofft. In der damaligen Zeit hatten Frauen es schwer und ganz bestimmt, wenn sie auf sich alleine gestellt waren. Durch einen glücklichen Zufall erhält sie auf Fürsprache von Kaiserin Auguste eine Stelle im Hotel Messmer. Auch wenn für sie alles fremd ist und sie die hohen Herrschaften, die sich im damals so beliebten Baden-Baden aufhielten, einschüchterten, stellt sie sich mutig allen Herausforderungen. Schön fand ich auch ihre Erinnerungen an die Großmutter, die ihr so manchen klugen Rat mit auf den Weg gegeben hat. Überhaupt hat Klara für die damaligen Verhältnisse schon sehr emanzipierte Gedanken. Sie wünscht sich mehr Freiheiten für Frauen und ist der Meinung, das Frauen mehr Selbstbestimmung haben sollten. Ihr großer Traum ist es, nach Amerika zu reisen. Sie ist klug und nicht auf den Mund gefallen. Oft trägt sie ihr Herz auf der Zunge, was sie manchmal in Schwierigkeiten bringt. Wenn sie sich etwas in den Kopf setzt, ist sie nicht so schnell davon abzubringen. So manche spontane Entscheidung bringt sie in heikle, ja sogar gefährliche Situationen. Zu ihr passt das Zitat von Eleonore Roosevelt am Anfang des Buches wirklich perfekt: "Eine Frau ist wie ein Teebeutel - du kannst erst beurteilen, wie stark sie ist, wenn du sie ins Wasser wirfst."Auch die anderen Protagonisten der Geschichte sind authentisch und lebendig dargestellt. Sei es Ferdinand, ein Reporter, der sie gleich am Bahnhof aufgabelt und ihr mit seiner frechen aber sympathischen Art gleich gut gefällt. Er taucht immer wieder in ihrer Nähe auf, oft genau zum richtigen Zeitpunkt, um ihr zur Seite zu stehen. Oder Kaiserin Auguste mit ihrer freundlichen und stillen Art. Sie mochte ich auch sehr. Ganz besonders bei Kaiserin Sisi kommt zum Ausdruck, dass man auch in gehobener Stellung Zwängen unterliegt und Geld und Macht nicht unbedingt auch Glück und Zufriedenheit bedeuten. Zitat "Nicht jedem ist es vergönnt, ein Leben lang glücklich zu sein. Manchmal muss auch ein kleiner Moment genügen." Der Schreibstil hat mir sehr gefallen, er ist flüssig und sehr gut zu lesen. Die ruhige, aber trotzdem spannende Erzählweise ließ mich Flair der damaligen Zeit spüren. Durch die bildhaften Formulierungen hatte ich das historische Baden-Baden vor Augen und sah die Adlige Gesellschaft durch die Kurstadt flanieren. Auch die Hektik und Betriebsamkeit im Hotel war richtig zu spüren.Ach ja, und dann war da ja noch die Geschichte mit dem Tee. Aber die verrate ich nicht. Ihr müsst das Buch schon selbst lesenIch habe ein wunderschönes Buch mit tollen Protagonisten, einem sehr schönen Setting und vor allem einer spannenden Geschichte gelesen. Ich empfehle es wirklich sehr gerne