ZWISCHENREICH - EIN LEBEN NACH DEM TOD?In den frühen Morgenstunden blickt Lilli auf einen leblosen Körper zu ihren Füßen. Nur langsam beginnt sie zu verstehen, dass es ihr eigener ist, der da zwischen den Bäumen des Stadtparks liegt. Während die Hinterbliebenen trauern und die Ermittler mit zunehmender Ratlosigkeit die Spuren sortieren, erhält sie Unterstützung von überraschender Seite. Andrä, ein ehemaliger Kommissar, der viele Jahre zuvor während eines Einsatzes starb, nimmt sich ihrer an. Behutsam navigiert er sie durch die Welt der Gespenster, die unserer erstaunlich ähnlich ist. Die Toten streiten, lieben und vergnügen sich, besprechen ihre Probleme in Selbsthilfegruppen und beobachten mit belustigter Verwunderung das Treiben der Lebenden. Dabei kommen Lilli und Andrä der Lösung des Falles nicht näher, einander aber schon. Als ein Junge, der den Täter gesehen haben will, überraschend stirbt und sich zu ihnen gesellt, gerät alles ins Rutschen. (Verlagsbeschreibung)Ich mag es, wenn mir als Vielleserin mal ein Roman unterkommt, der "anders" ist. Und tatsächlich erfüllte sich hier die Hoffnung, wobei es vor allem die außergewöhniche Atmosphäre war, die mich begeisterte. Ich genoss die Ruhe, das Fließende, das Unaufgeregte - ein wenig, als wäre man in dem Traum eines anderen gefangen, wäre eingetaucht in die Zeitlosigkeit.Wer hier einen Krimi im Zwischenreich erwartet, der wird enttäuscht sein. In bedächtigem Erzähltempo schwebt zwar durchgehend die Frage im Raum, was denn nun geschehen ist mit Lilli, doch spielt das für sie selbst, da sie jetzt als Geist umherwandelt, kaum noch eine Rolle. Vieles hat seine Bedeutung, Dringlichkeit verloren. Irgendwie erlebt Lilli alles wie in einer Art Traumzustand, und wie in Träumen wechseln auch hier die Szenen oft abrupt - was in einer Szene bedeutsam erscheint, ist gleich in der nächsten schon wieder vergessen. Nur gelegentlich wird Lilli aus ihrer traumartigen Lethargie gerissen.Was sich hier womöglich etwas langweilig und inhaltsarm liest, beinhaltet jedoch noch ganz andere Themen. Die Vorstellung von einem Leben nach dem Tod, philosophische Anklänge ohne dabei zu ernst zu werden, amüsante Szenen, die die Erzählung auflockern (Selbsthilfegruppen für Geister haben beispielsweise durchaus Unterhaltungswert), eine leise unaufdringliche Liebesgeschichte, und ja, immer wieder auch die Suche nach Lillis Mörder. Nicht alle Fragen werden gelöst, kleine Logiklücken gibt es auch, manches bleibt im Ungefähren - doch es gibt auch Antworten, und das Ende hat mir sehr gefallen: versöhnlich, tröstlich, passend. Mir hat der Roman sehr gut gefallen - atmosphärisch, von der Idee her, sprachlich, und hinsichtlich der Verbindung von nachdenklich und leicht. Was bleibt, ist vielleicht weniger die Erinnerung an die Handlung des Romans als vielmehr ein Gefühl. Eine außergewöhnliche Erfahrung...© Parden