Zu meinen liebsten Schriftsteller*innen zählt Mirjam Müntefering, die unter verschiedenen Pseudonymen wie Mary E. Garner, Mirjam Munter, Pippa Watson oder Lotte Grünewald in vielen literarischen Genres aktiv ist. In der Book Community sind ihre Bücher, die in "großen" renommierten, aber auch in "kleinen" unabhängigen Verlagen erscheinen, nicht mehr wegzudenken. Ihrem neuen (queeren) Roman "Mittendrin im Lilabunt", erschienen im Ulrike Helmer Verlag, habe ich geradezu entgegengefiebert.
Das Cover ist relativ schlicht gehalten, aber es spiegelt eine regenbogenfarbene Vision des wertschätzenden Miteinanders. Der Titel zeigt das Engagement für eine demokratische Welt, in der Menschen in bunter Vielfalt zusammen leben und lieben können.
Der Roman "Mittendrin im Lilabunt" spielt in Wiesenbüttel, einem fiktiven kleinen Dorf in der Lüneburger Heide. Es ist die Heimat von zwei (rivalisierenden) außergewöhnlichen Wohnprojekten, die jeweils ein besonderes Jubiläum feiern. Während der Dykenhof eine Lesbenwohngemeinschaft ist, die auf stolze 30 Jahre zurückblicken kann, feiert der als Begegnungsort für alle queeren Menschen konzipierte Facettenhof sein 10jähriges Bestehen.
Das Geschehen wird aus der Perspektive von zwei starken Frauen geschildert, einmal aus der Sicht von Inge, der selbstbewussten 71-jährigen Gründerin des Dykenhofes, die auf eine (frauen-) bewegte Vergangenheit zurückblicken kann. Trotz traumatischer Erlebnisse in ihrer Kindheit und Jugend ist sie - mit Hilfe von positiv besetzten Identifikationsfiguren - unbeirrt ihren Weg gegangen und hat ihren Traum von einem basisdemokratischen Leben in einem Resthof auf dem Lande verwirklicht. Zweitens aus der Perspektive von Kati, einer siebzehnjährige Schülerin aus Bochum, die auf der Suche nach sich selbst, ihrer sexuellen Orientierung und einem Familiengeheimnis ist, das ihre Mutter Annika vor ihr verbirgt. Ihre Reise führt sie nach Wiesenbüttel, wo sie nicht nur die turbulenten Vorbereitungen für die anstehenden Jubiläen hautnah miterlebt, sondern auch auf interessante Menschen trifft, die ihr Leben verändern werden.
Inge und Kati sind zwei sympathische literarische Figuren, die allen Lesenden ans Herz wachsen. Sie haben Stärken und Schwächen, was sie authentisch und liebenswert macht. Es ist sehr schön, ihre Entwicklung im Laufe der Handlung zu verfolgen. Inge und Kati lernen voneinander, sie hinterfragen sich selbst und wachsen miteinander. Für mich ist diese Lektüre ein einzigartiges Leseerlebnis gewesen. Dieser emotional berührende, von Humor und Tiefe geprägte, leicht und locker geschriebene Roman ist nicht nur ein klassischer Wohlfühlroman, sondern auch ein Appell an Solidarität und Toleranz. Seine Botschaft ist ein wertschätzendes Miteinander. Wir brauchen eine Welt, in der alle Menschen so angenommen werden, wie sie sind. Unser Leben ist bunt. So bunt wie ein Regenbogen. Wollen wir es nicht gemeinsam feiern?