Der Papst ist tot. Als Kardinal Jacopo Baldassare Lomeli in die Wohnung des verstorbenen Geistlichen gerufen wird, haben sich dort bereits die wichtigsten Kirchenmänner versammelt: Der Konservative Joshua Adeyemi, Hoffnungsträger für den ersten Schwarzen Papst, Joseph Tremblay, Vorsitzender der Kongregation für die Evangelisierung der Völker sowie Aldo Bellini, Kardinalstaatssekretär und die liberale Hoffnung. Einzig Goffredo Tedesco, Patriarch von Venedig und Traditionalist, fehlt in der Runde. Einige Wochen später beginnt das Konklave unter der Leitung von Kardinal Lomeli. Kurz vor Beginn der Isolation taucht der Bischof von Bagdad Benitez auf, der vor einem halben Jahr im Geheimen vom verstorbenen Papst zum Kardinal ernannt wurde.Ränkespiele, Machtkämpfe zwischen konservativen und progressiven Kräften, ein Überraschungskandidat, Korruption und das aktuelle Weltgeschehen - wer hätte gedacht, dass die Papstwahl so spannend sein kann? Robert Harris ist mit seinem Buch "Konklave" ein fesselnder und realitätsnaher Roman gelungen, der voller spektakulärer Plottwists steckt und dem man die jahrelange Recherche deutlich anmerkt. Das ist auch der Punkt, der mir an "Konklave" so gut gefallen hat: Wie nah an der Wirklichkeit das fiktionale Konklave ist. Die wichtige Messe vor Beginn des Konklaves, der erste geheime Wahlgang am Abend, eingeschlossen in der Sixtinischen Kapelle, die Abgeschiedenheit samt verdunkelter Fenster im Gästehaus des Vatikans Santa Marta, die Versorgung durch die Nonnen - noch nie wusste ich besser über die Abläufe einer Papstwahl bescheid. Der verstorbene fiktionale Papst in Harris Roman ähnelt sehr unserem an Ostern verstorbenen Papst Franziskus, was die Geschichte noch spannender und aktueller wirken lässt - dabei hat der Autor seinen Roman bereits 2016 veröffentlicht! Für mich war "Konklave" beste Unterhaltung, was ich zuvor nie vermutet hätte, denn Romane von Männern über Männer sind normalerweise nicht wirklich mein Metier. Hier lohnt sich aber ein Blick über den eigenen Tellerrand, auch wenn sich die Ereignisse am Ende des Buches für meinen Geschmack dann doch etwas zu sehr überschlagen. Für alle, die gerne Bücher passend zum aktuellen Zeitgeschehen lesen ein Muss!Übersetzt von Wolfgang Müller.